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MASSNAHMEN/298: Schutzzonen für seltene Strandbrüter in St. Peter-Ording (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 5. April 2019

Schutzzonen für seltene Strandbrüter in St. Peter-Ording

Schutzstation Wattenmeer weist Brutgebiete für Seeregenpfeifer aus


Ende März ist einer der seltensten Brutvögel des Wattenmeeres, der Seeregenpfeifer, aus seinen afrikanischen Überwinterungsgebieten an die Nordsee zurückgekehrt.


Ein Seeregenpfeifer - Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

Nur noch 400 Seeregenpfeifer brüten im Wattenmeer.
Foto: © Rainer Schulz, Schutzstation Wattenmeer

"An den Brutplätzen des Vorjahres sind bereits erste Nistmulden zu finden", berichtet Sabine Gettner, Biologin der Schutzstation Wattenmeer. In den vergangenen Jahren hatten hier ebenfalls die selten gewordenen Sandregenpfeifer gebrütet. Anfang April begannen die Naturschützerinnen deshalb auf einer Vordüneninsel sowie am alten Strandwall vor St. Peter-Böhl flexible Brutzonen für diese Strandbrüter auszuweisen. Die Ausschilderung übernahm ein "Frauenteam" aus Biologin Gettner mit ihrer Kollegin Katharina Stephan und den Freiwilligen Selina Staudenmaier, Susanne Arnold, Ally Fiedler, Jane Hadem, Carla Rohé und Lorna Stiller.

"Vielleicht ist auch dieses Jahr wieder unser Mallorca-Gast unter den Tieren", sagt Gettner. Letztes Jahr konnte ein beringtes Seeregenpfeifer-Weibchen, das noch 2017 auf der Ferieninsel gebrütet hatte, am Böhler Strand mit Nachwuchs beobachtet werden. "Das Gebiet ist offensichtlich auch für 'neue' Regenpfeifer attraktiv", sagt sie und hofft, dass sich der relativ gute Bruterfolg des letzten Jahres 2019 wiederholt. Die Sandbank war durch eine sehr langanhaltende Ostwindphase im Frühjahr kaum überflutet wurden.

Brütende Regenpfeifer reagieren auf Störungen am Nistplatz sehr empfindlich. Gettner appelliert deshalb an alle Strandbesucher, die gekennzeichneten Gebiete nicht zu betreten und auch außerhalb möglichst Abstand zu Vögeln zu halten, um Beeinträchtigungen in der bis Ende Juli dauernden Brutzeit so gering wie möglich zu halten.

Regenpfeifer wechseln ihre Brutplätze häufig. Auch in anderen Strandbereichen werden deshalb gegebenenfalls wie vor Westerhever oder St. Peter-Bad flexible Schutzzonen eingerichtet.

Stichwort: Seeregenpfeifer

Kurz nach der Ankunft aus den Winterquartieren besetzen männliche Seeregenpfeifer ihre Reviere und scharren mehrere Nistmulden. Ab Mitte April legen Weibchen die Eier in ein Nest ihrer Wahl. Das 50 Gramm leichte Tier legt dabei in nur vier Tagen drei Eier zu je zehn Gramm. Das entspricht einer Frau, die nach nur vier Tagen Schwangerschaft Drillinge von je 15 Kilogramm zur Welt bringen würde!

Die Jungen kommen so weit entwickelt zur Welt, dass sie schon nach wenigen Stunden selbstständig nach Insekten suchen können. Von ihren Eltern werden sie bis zum Flüggewerden nur bewacht und von Zeit zu Zeit gehudert (gewärmt).

Nur noch 400 Seeregenpfeifer-Paare brüten im ganzen Wattenmeer. An ihre Brutplätze stellen sie ähnliche Ansprüche wie erholungssuchende Urlauber: weite Sandstrände, Vordünen oder Strandwälle. Ohne die flexiblen Brutzonen hätte dieser Strandspezialist unter den Wattvögeln keine langfristige Perspektive an unserer Küste.

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Quelle:
Presseinformation, 05.04.2019
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2019

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