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SPORT/015: Wassersport im Nationalpark Wattenmeer (NPN)


Nationalpark Nachrichten - Januar-März 2010
Informationsblatt aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Wassersport im Nationalpark Wattenmeer


Die meisten Menschen erleben den Nationalpark bei Ebbe: Dann wird der Meeresgrund begehbar, und Touristen bevölkern im Sommer die trockenfallenden Flächen.

Bei Flut wird der gesamte Nationalpark jedoch zur Wasserfläche. Nun sind es vor allem die Wassersportler, die sich an der Natur erfreuen und die nahezu unendliche Weite genießen. Gegenüber der Zahl von Wattwanderern nimmt sich die der Wassersportler recht bescheiden aus. Die meisten halten sich in den ausgewiesenen Fahrwassern auf, nur wenige fahren "querbeet".

Schon daher erklärt sich die geringe Anzahl von Störungen, die durch Wassersportler verursacht werden. Aber auch die 1992 eingeführte Verordnung zum Befahren von Nordsee-Nationalparken (BefVO) trägt dazu bei. Die damals etablierte Zonierung (im Sommer gesperrte Robben- und Vogelschutzgebiete und nur bei Hochwasser zu befahrende Schutzzonen) gilt bis heute. Befliegungen zeigten, dass sich fast alle Wassersportler an diese Zonierung und die im inneren Nationalpark geltende Geschwindigkeitsregelung (je nach Zone 8/12/16 kn) hielten.

"Die Wassersportler" gibt es eigentlich nicht; sie sind eine heterogene Gruppe mit durchaus unterschiedlichen Interessen: es gibt Segler, Seekajakfahrer, Windsurfer, Motoryachtfahrer u. v. m. Bereits 1999 wurden freiwillige Vereinbarungen zwischen Wassersport und Nationalparkamt geschlossen. Wassersportler verpflichten sich damit, Rücksicht auf die Tierwelt zu nehmen und zu bestimmten Zeiten sensible Gebiete zu meiden. Ein gutes Beispiel ist das Brandgansmausergebiet vor Süderdithmarschen, dem Wassersportler im Juli und August komplett fernbleiben. Wassersport und Nationalparkverwaltung ziehen an einem Strang, weil es um den Erhalt der Natur geht.


Erschwerte Navigation

Schwierigkeiten gibt es inzwischen mit der Zonierung des Nationalparks. Denn 1999 wurde der Nationalpark seewärts bis an die 3- bzw. 12 sm-Linie erweitert, und es wurden große zusammenhängende Schutzzonen geschaffen. Bis heute sind diese aber nicht in Seekarten eingetragen. So existieren zwei rechtsgültige Schutzzonensysteme nebeneinander, das eine nach Nationalparkgesetz, das andere nach BefVO. Das ist unpraktisch und verwirrend und führt zu Rechtsunklarheit. Deshalb wurde ein neues Konzept einvernehmlich zwischen Wassersport-, Naturschutzverbänden, Fischerei- und Behördenvertretern entwickelt und mit den Nachbarländern Hamburg und Niedersachsen abgestimmt. Ein gemeinsamer Antrag an den Bundesverkehrsminister zur Novellierung der BefVO war im ersten Anlauf nicht erfolgreich.

Es bleibt zu hoffen, dass sich in absehbarer Zeit ein vereinfachtes Zonierungssystem in den Seekarten wiederfindet, das auch die dynamische Verschiebung von Sänden und Prielkanten berücksichtigt.


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Der Nationalpark-Effekt

Seehunde, die in der Nahe von Fahrwassern, aber sicher in ihrer Schutzzone auf einer Sandbank liegen, zeigen kaum noch Reaktionen bei Annäherung. Sie wissen, dass ihr Sand nicht betreten wird und sie von Bord aus nicht beschossen werden. Früher lag die Stördistanz bei 300 500 m, heute heben sie bei rücksichtsvoller Vorbeifahrt kaum noch die Köpfe. Das ist der so genannte "Nationalpark-Effekt". Da viele Vogelarten nur als Durchzügler ins Wattenmeer kommen und in anderen Gebieten ihres Zugweges bedroht sind, verhalten sie sich nicht so gelassen. Ihre Störungs- oder Fluchtdistanzen können sehr groß sein. Bei Brand- und Trauerenten, die sich zur Mauser in einsame Gebiete zurückziehen, kann die Distanz durchaus 1000 m betragen. Deshalb sollte Abstand gehalten werden, so dass keine Unruhe oder Störung entsteht.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:


• Es gibt 1.300 Liegeplätze in den verschiedenen Häfen der Küste, die mit ca. 1.000 Boten belegt sind. Aber selbst in der Hochsaison sind selten mehr als 70 davon im Wattenmeer gleichzeitig unterwegs. Das Revier ist anspruchsvoll, es gibt starke Strömungen, viele Untiefen, plötzlich auftretende Seenebel und schnell auffrischende Winde. Man sollte sich schon gut auskennen, wenn man mit dem Boot durchs Wattenmeer tourt.

• Der große Drachen der Kitesurfer wird leicht zum Vogelschreck. Er fliegt oft seitlich versetzt vom Fahrer und kann zu massiven Störungen von Brust- und Rastvögeln führen.


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Quelle:
Nationalpark Nachrichten 1-3/2010, Seite 3
Herausgeber:
LKN / Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Schlossgarten 1, 25832 Tönning
Tel.: 04861/616-0, Fax: 04861/616-69
www.wattenmeer-nationalpark.de

Die Nationalpark Nachrichten erscheinen etwa 4 mal jährlich und sind kostenlos


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2010