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SCHUTZGEBIET/534: Zur Ausweisung der Karstlandschaft Südharz als Biosphärenreservat (BUND NI)


BUND Landesverband Niedersachsen e.V. - Hannover, 21. Januar 200

Wegweisend auch für Niedersachsen:
Beschluss der Landesregierung Sachsen-Anhalt zur Ausweisung der Karstlandschaft Südharz als Biosphärenreservat

BUND: Jetzt ist die niedersächsische Landesregierung am Zug


Das Landeskabinett von Sachsen Anhalt hat sich am 13. Januar 2009 einstimmig für die Ausweisung der Karstlandschaft Südharz als Biosphärenreservat ausgesprochen. Das Umweltministerium des Landes Sachsen-Anhalts wird nun im ersten Quartal des kommenden Jahres das Biosphärenreservat nach Landesrecht ausweisen. Außerdem sollen ein wissenschaftlicher Beirat eingerichtet und die Auswirkungen auf die Wirtschaft untersucht werden. Eine Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat sei für 2012 angestrebt, heißt es aus Magdeburg.

Der BUND Landesverband Niedersachsen e.V. begrüßt diesen Schritt als wichtige Entscheidung für den Erhalt der weltweit einmaligen Gipskarstlandschaft Südharz. Mit Flächen im Landkreis Osterode hat auch Niedersachsen an dieser ökologisch wertvollen Landschaft Anteil. Die Regionen, Städte und Gemeinden im Biosphärenreservat in Sachsen-Anhalt werden von den Förderprogrammen für eine nachhaltige, umweltgerechte Entwicklung in allen wirtschaftlichen Bereichen einschließlich des Tourismussektors profitieren. Zudem sind Tourismus- und Stadtmarketingeffekte zu erwarten.

"Diese Chance auf eine nachhaltige Regionalentwicklung, Fördermittel der EU und eine verbesserte touristische Entwicklung in den wirtschaftlich schwachen, ehemaligen Zonenrandgebieten wird in Niedersachsen verspielt, wenn Niedersachsen sich nicht endlich ein Beispiel am Nachbarland nimmt", mahnte Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler, Landesgeschäftsführer des BUND Niedersachsen. Eine Ausweisung des Biosphärenreservates sollte sich nach Auffassung des BUND nicht an den Ländergrenzen und -interessen, sondern den naturräumlichen Gegebenheiten orientieren. Zwar hat Niedersachsen Schutzgebiete im Bereich des Südharzer Gipskarst ausgewiesen (beispielsweise das FFH-Gebiet 'Gipskarstgebiet bei Osterode' und das 'Gipskarstgebiet bei Bad Sachsa'), diese sind jedoch weitgehend isoliert und vom langjährigen Gipsabbau geprägt.

Während Sachsen-Anhalt mit seiner Entscheidung die Chance für eine nachhaltige Entwicklung ergreift, ist Niedersachsen noch immer dabei, sein wertvolles Naturpotenzial zu verspielen: Immer neue Genehmigungen zum Rohstoffabbau, besonders der Abbau von Gips, werden sogar in hochsensiblen Naturräumen erteilt. In Walkenried am Röseberg beispielsweise opfert man einige Hektar in unmittelbarer Nähe des "Grünen Bandes" (ehemalige innerdeutsche Grenze) den ökonomischen Nutzungsinteressen. Das ist Raubbau an der Natur. "Wir fordern daher die Landesregierung auf, endlich die ersten Schritte für die Ausweisung eines länderübergreifenden 'Biosphärenreservates Karstlandschaft Südharz' zu unternehmen!", so Bodenstein-Dresler.


Hintergrundinformationen

Die Landesregierungen von Sachsen-Anhalt und Thüringen beschlossen im Oktober 1992 zusammen mit Niedersachsen ein gemeinsames Biosphärenreservat Südharz einzurichten. Noch offene Fragen in Zusammenhang mit der Antragstellung sollten durch ein Gutachten geklärt werden, das die drei Länder, unterstützt vom Bundesumweltministerium, 1993 in Auftrag gaben. Dieses Gutachten liegt seit September 1997 der Öffentlichkeit vor: die so genannte Südharz-Studie. Die Bearbeiter empfehlen die Einrichtung eines länderübergreifenden Biosphärenreservates im Südharz und zeigen, dass die Region alle Anforderungen der seit 1996 geltenden Kriterien für die Anerkennung von Biosphärenreservaten der UNESCO in Deutschland erfüllen kann. Im Jahr 2002 nahm die Biosphärenreservatverwaltung in Roßla (Sachsen-Anhalt) ihre Arbeit auf, während 2007 Thüringen und Niedersachsen aus dem Prozess zur Ausweisung ausstiegen sind.

Das Netz der UNESCO-Biosphärenreservate umfasst weltweit mittlerweile weltweit 531 Gebiete in 105 Staaten, 13 davon in Deutschland. Niedersachsen verfügt bisher nur über zwei Biosphärenreservate: das Biosphärenreservat 'Flusslandschaft Elbe' und das Biosphärenreservat 'Niedersächsisches Wattenmeer'. Das von der UNESCO international anerkannte länderübergreifende Biosphärenreservat 'Flusslandschaft Elbe' erstreckt sich über 400 Kilometer entlang der Elbe. Es ist das größte Großschutzgebiet in Deutschland, an dem fünf Bundesländer - u. a. Sachsen-Anhalt und Niedersachsen - beteiligt sind. Das Biosphärenreservat 'Niedersächsische Elbtalaue' erstreckt sich 100 Kilometer südöstlich von Hamburg und dehnt sich von Elbekilometer 472 bei Schnackenburg bis Elbekilometer 569 bei Lauenburg in Höhenlagen zwischen 5 bis 109 m über NN aus. Es ist Teil des 342.847 Hektar umfassenden, länderübergreifenden UNESCO-Biosphärenreservats 'Flusslandschaft Elbe' und wurde durch das Gesetz über das Biosphärenreservat 'Niedersächsische Elbtalaue' (NElbtBRG) am 23.11.2002 mit einer niedersächsischen Gesamtfläche von 56.760 ha eingerichtet. Das Biosphärenreservat 'Niedersächsisches Wattenmeer' wurde am 15. Februar 1993 von der UNESCO anerkannt und umfasst eine Gesamtfläche von 234.230 ha.

Sachsen-Anhalt verfügt nach der Ausweisung des Biosphärenreservats 'Karstlandschaft Südharz' und dem Biosphärenreservat 'Flusslandschaft Elbe' über zwei Biosphärenreservate. Das in Gründung befindliche Biosphärenreservat 'Karstlandschaft Südharz' in Sachsen-Anhalt umfasst mit 30.034 Hektar sechs Naturschutzgebiete, sechs NATURA 2000-Gebiete und ein Landschaftsschutzgebiet. Sein hervorstechendes Merkmal: die europaweit einmaliger Gipskarstlandschaft aus. Geologische Vielfalt, verschiedene Klimastufen und eine Jahrhunderte währende, extensive Landnutzung haben eine Vielzahl wertvoller Lebensräume hervorgebracht. In dem Gebiet finden sich mehr als 1450 Pflanzenarten, unter ihnen 27 Orchideen. Unter den seltenen Tierarten sind der Hirschkäfer, der Feuersalamander, Schwarzstorch, Wanderfalke und Uhu. Hier finden sich zudem ideale Bedingungen für Fledermäuse, von denen Fachleute 19 Arten zählen. Vor allem der Südharz beherbergt die größte Wildkatzenpopulation Norddeutschlands. Seit den 80er Jahren nun wird nach einer Möglichkeit gesucht, Schutz der Natur und Entwicklung der Region langfristig und großräumig zu gestalten.




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Quelle:
Presseinformation vom 21.01.2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Niedersachsen
Goebenstr. 3a, 30161 Hannover
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E-Mail: presse.nds@bund.net
Internet: www.bund-niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Januar 2009