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SCHUTZGEBIET/555: Entwicklung des Naturschutzgebiets "Amerikafeld" (Stadt Hanau)


Stadt Hanau - Pressemitteilung von Donnerstag, 4. Juni 2009

Augenweide für den Kennerblick

Dr. Piesold informiert sich im Naturschutzgebiet "Amerikafeld"


Die fliederfarbene Grasnelke leuchtet in der Sonne. Tiefer am Boden blüht rötlich die Zypressen-Wolfsmilch. Daneben wirken das Silbergras und der kleine Sauerampfer geradezu unscheinbar. Doch selbst jetzt zur Blütezeit ist das Naturschutzgebiet "Amerikafeld", das seit einigen Jahren auch FFH-Gebiet ist und damit unter höchstem europäischem Schutz steht, nur für den fachkundigen Kennerblick eine Augenweide. Denn die Einzigartigkeit des insgesamt 16 Hektar großen Areals liegt in der Vielfalt seltener Pflanzen, die auf dem extrem nährstoffarmen und trockenen Sandboden gedeihen, und jenen Tieren, die genau diese Umgebung brauchen.

Die jüngsten Pflegemaßnahmen lieferten dem zuständigen Dezernenten, Dr. Ralf-Rainer Piesold, jetzt den Anlass, gemeinsam mit dem Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde, Martin Schroth, und dem für die wissenschaftliche Begleitung zuständigen Biologen Dr. Horst Franz dem am Ortsrand von Steinheim gelegenen Naturschutzgebiet einen Besuch abzustatten, um sich selbst ein Bild zu machen.

Höchst interessiert verfolgten Dr. Piesold und Holger B. Vogt, Mitglied des Ortsbeirates und des Naturschutzbeirates, die detaillierten Ausführungen unter anderem auch zu den Gründen der regelmäßigen jährlichen Beweidung des Geländes durch Schafe, die derzeit gerade wieder begonnen hat.

Jüngst geäußerte Vorwürfe aus den Reihen der Jägerschaft, dass die Schafe Fasanengelege am Boden zerstörten oder die Hütehunde für Rehkitze in der Wiese eine Bedrohung darstellten, betrachten die Biologen als unbegründet.

Zusätzlich ließ Schroth keinen Zweifel daran, dass bei einem Verzicht auf diese Maßnahme das heute für Biologen hoch wertvolle Gebiet binnen eines Jahrzehnts seinen Schutzcharakter verlieren würde, weil die dort beheimateten Büsche alles dominieren und überwuchern würden.

Dabei hat die Stadt in Kooperation mit der zuständigen Oberen Naturschutzbehörde erst vor rund drei Jahren eine echte Aufwertung des Naturschutzgebietes realisieren können, indem als Ausgleichsmaßnahme für den Bau der Otto-Hahn-Straße auf einer ehemalige Ackerfläche ein durch Menschenhand ermöglichtes neues Sandrasen-Biotop entstehen konnte.

Damals wurde die obere Erdschicht abgetragen und der darunter liegende Flugsand freigelegt. Unter der wissenschaftlichen Begleitung von Dr. Franz wurden dann gezielt jene Pflanzen angesiedelt, die heute aus dem einst kargen Sandstück eine Wiese machen, die einem Botaniker große Freude bereitet.

Als nun bei der Baumaßnahme der Firma Model Kramp in der Nachbarschaft bei Aushubarbeiten größere Mengen Flugsand zutage traten, nutzte die Stadt nach Worten des Biologen Martin Schroth erneut bereitwillig das Angebot, diesen Sand direkt neben der jungen Sandrasen-Insel aufzubringen, um dem Biotop eine Möglichkeit zur Ausbreitung zu geben. Die Maßnahme wurde besonders auch von der für die Pflege des Schutzgebietes zuständigen Oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium in Darmstadt begrüßt und genehmigt.

Es sei selten, kommentierte der Wirtschaftsdezernent Piesold das gemeinsame Vorgehen, dass sich Ökonomie und Ökologie in so hervorragender Weise ergänzen.

Wie er von den beiden Biologen erfuhr, haben die Bagger und Planierraupen im Naturschutzgebiet seinerzeit ebenfalls für Überraschung und Unmut in der Bevölkerung gesorgt, doch anders sei die rund 40 Zentimeter dicke Sandschicht nicht auf die gewünschte Fläche aufzubringen gewesen. Dabei ist es nach Ansicht der Fachleute ein unglaublicher Glücksfall gewesen, dass mit dem Flugsand aus der Baugrube ein weiteres, ursprünglich nicht sehr wertvolles Areal unter Naturschutzaspekten deutlich aufgewertet werden konnte. Was sich heute noch als öder Sandstreifen rund um die bereits besiedelte Mulde präsentiert, wird nach den Worten der Biologen in wenigen Jahren ein einzigartiges Biotop sein, auf das die Stadt Hanau stolz sein dürfe.


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Quelle:
Pressemitteilung von Donnerstag, 4. Juni 2009
Kontaktdaten:
Stadt Hanau
Pressestelle
Am Markt 14-18
63450 Hanau
Ansprechpartner:
Wolfgang Kischel
Tel.: 06181 / 295-969


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juni 2009