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SCHUTZGEBIET/809: Wichtiger Lückenschluß - Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald entsteht (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 1/15
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Wichtiger Lückenschluss
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald entsteht.

Von Bernd Pieper


Aktuell gibt es in Deutschland 15 Nationalparke mit einer Gesamtfläche von einer Million Hektar. Rheinland-Pfalz ist bislang das einzige größere Flächenbundesland ohne Nationalpark - noch. Läuft alles wie geplant, wird am Pfingstsamstag im Hunsrückhaus am Fuß des Erbeskopf der "Nationalpark Hunsrück-Hochwald" offiziell eröffnet.

9.260 Hektar des Reservates liegen auf rheinland-pfälzischer Seite und 940 Hektar auf saarländischem Gebiet. Innerhalb des künftigen Nationalparks liegen zahlreiche Naturschutzgebiete sowie FFH-Gebiete auf einer Fläche von knapp 2.300 Hektar. Besonders stolz sind die Initiatoren auf den großen Anteil alter Laubwälder, vor allem Buchen: "Rund 2.000 Hektar der Buchenwälder sind über 120 Jahre, 180 Hektar sogar über 200 Jahre alt. Der älteste Buchenbestand hat ein Alter von 330 Jahren", sagt Wilhelm Zimmermann. Der Leiter des Forstreviers Züsch gehört zum Starterteam, das im Birkenfelder Nationalpark-Regionalbüro als Anlaufstation für die Öffentlichkeit dient.

Transparenz und Beteiligung

In Rheinland-Pfalz wird der Nationalpark ausschließlich auf Staatswaldflächen ausgewiesen, im Saarland sind es 95 Prozent. Dadurch sind die sonst üblichen Konflikte mit privaten Waldeigentümern weitgehend ausgeschlossen. Doch auch das transparente Verfahren und die umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit waren eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Nationalpark vergleichsweise konfliktfrei vorankam. Das bestätigt auch Cosima Lindemann vom NABU Rheinland-Pfalz: "In der Region ist die Ausweisung des Nationalparks längst nicht mehr strittig. Parteiübergreifend sieht man hier die Chancen für Natur und Regionalentwicklung." Im Gegensatz zu ihren Parteikollegen in der Nationalparkregion lehnt die CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag den Nationalpark jedoch als "nicht finanzierbar" ab.

Den künftigen Nationalpark prägen besonders alte Buchenwälder mit weit über hundertjährigen Bäumen.

Schon früh gab es Überlegungen, mit dem Saarland einen bundeslandübergreifenden Nationalpark anzustreben. Im Interessenbekundungsverfahren erwies sich die Region Hochwald als ebenso geeignet wie interessiert. Im Juni 2012 startete ein Beteiligungsprozess, an dem auch der NABU kontinuierlich mitarbeitete. Bürgerarbeitskreise beschäftigten sich intensiv mit einzelnen Themen und bereiteten so den künftigen Nationalpark maßgeblich mit vor.

Brennholz und Wegekonzept

"Vor allem beim Wegekonzept und der Brennholznutzung hat man die Bedenken der Menschen vor Ort berücksichtigt", erläutert Cosima Lindemann. Die wichtigsten Wanderwege und Loipen sollen grundsätzlich erhalten bleiben. "Der NABU hätte sich zwar strengere Regeln gewünscht, aber das beschlossene Wegekonzept ist ein vertretbarer Kompromiss und wichtig für die Akzeptanz so Lindemann. Gleiches gilt für die traditionelle Brennholznutzung, die außerhalb der Kernzone auch künftig unter bestimmten Bedingungen möglich sein soll.

Angesichts dieser Voraussetzungen stimmten die betroffenen Gemeinden den Nationalparkkonzepten Ende 2013 mit großer Mehrheit zu. Am 4. Oktober 2014 unterzeichneten die Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer (SPD) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Saarbrücken den Staatsvertrag zum neuen Nationalpark.

Wandern auf "Traumschleifen"

Cosima Lindemann freut sich, dass im Nationalpark künftig auf großer Fläche Prozessschutz stattfinden wird: "Auf dieser Basis lässt sich wunderbar Umweltbildungsarbeit machen und die Öffentlichkeit für den Naturschutz begeistern." Das wird auch - neben der Sicherung besonders schützenswerter Bereiche - eine zentrale Aufgabe der Nationalpark-Ranger sein. Im Dezember beendeten die ersten 16 Ranger ihre Ausbildung mit der Prüfung zum Natur- und Landschaftspfleger.

Ein vom Alpenforschungsinstitut der Hochschule München erstelltes Gutachten zu "Potenzialen für eine Tourismusentwicklung und deren regional-ökonomische Effekte eines potenziellen Nationalparks" bewertet die bestehende touristische Infrastruktur eher unterdurchschnittlich. Dennoch erwarten die Wissenschaftler um den Tourismusexperten Prof. Thomas Bausch langfristig eine Steigerung der regionalen Wertschöpfung um jährlich mindestens fünf Millionen Euro. Das Angebot an Wanderwegen ist schon heute hochwertig. Alleine vier Etappen des Premium-Fernwanderweges Saar-Hunsrück-Steig sowie mehrere "Traumschleifen" genannte Rundwege führen durch den künftigen Nationalpark.

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Wildkatzen, Moore, Arnika

Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald gruppiert sich zwischen Hermeskeil, Nonnweiler, Idar-Oberstein und Herrstein rund um den gut 800 Meter hohen Erbeskopf. Der Hochwald ist gemeinsam mit dem angrenzenden Idarwald das höchstgelegene Waldgebiet in Rheinland-Pfalz. Die Wälder sind reich an Altholz und Heimat gefährdeter Tierarten wie Wildkatze, Schwarzstorch und Raufußkauz.

Ebenso wertvoll sind die Hangmoore, Übergangs- und Schwingrasenmoore und Moorwälder. Hier wachsen der Moor-Bärlapp, der Rundblättrige Sonnentau und die Moorbirke, gaukeln der Hochmoor-Perlmutterfalter und das Große Wiesenvögelchen, schwirren die Torf-Mosaikjungfer und die Kleine Moosjungfer.

Eine weitere Besonderheit der Region sind die durch extensive Beweidung oder Mahd entstandenen Borstgrasrasen mit typischen Pflanzen wie Arnika, Waldläusekraut und Gewöhnlicher Teufelsabbiss. Das Naturschutzgebiet Königsbachtal bei Neuhütten beherbergt zudem große Bärwurzvorkommen.

Weitere Informationen unter
www.nationalpark.rlp.de

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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 1/15, Seite 18 - 19
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
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"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2015

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