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WALD/692: Tag des Waldes 21. März - Gifteinsätze in Wäldern verbieten (NABU BB/NABU)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 20. März 2015

NABU gegen großflächige Sprühaktionen über Brandenburgs Wäldern

In Siedlungsbereichen mechanische Bekämpfung befürwortet / Kreistag Prignitz will sich über Beteiligungsrechte der Naturschutzverbände hinwegsetzen


Potsdam. Der NABU Brandenburg wendet sich auch in diesem Jahr wieder gegen den großflächigen Einsatz von Insektiziden in Wäldern. Allein in der Prignitz soll der Eichenprozessionsspinner auf 2.700 Hektar mit dem Pflanzenschutzmittel "Dipel ES" aus der Luft bekämpft werden. Die Hälfte der Fläche liegt dabei in Schutzgebieten. Zu dem entsprechenden Antrag des Landkreises Prignitz hat der NABU Brandenburg bereits umfassend Stellung genommen.

Allerdings hatte der Kreistag kürzlich mehrheitlich (mit den Gegenstimmen der Grünen) beschlossen, die Bekämpfungsmaßnahmen auszuweiten und sich über die Einwendungen von Naturschutzverbänden hinwegzusetzen. Man werde auch ohne deren Zustimmung in geplanter Form vorgehen. Dass eine Beteiligung der Naturschutzverbände für die Ausnahmegenehmigungen notwendig ist, stellte bereits im vergangenen Jahr das Verwaltungsgericht Potsdam in einem vom NABU angestrengten Eilverfahren klar. "Doch eine solche pro-forma-Beteiligung wie in der Prignitz, wo unsere fachlichen Einwände von vornherein keine Beachtung finden sollen, erfüllt kaum die rechtlichen Anforderungen", so Friedhelm Schmitz-Jersch, Landesvorsitzender des NABU.

"Der Gesundheitsschutz unserer Bürger ist unbedingt ernst zu nehmen", so Schmitz-Jersch. Doch sei es fraglich, ob es bei den großflächigen Sprühaktionen nicht eher um wirtschaftliche Interessen, wie den Holzzuwachs gehe. Zum Schutz des Menschen spricht sich der NABU Brandenburg für eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in Siedlungsbereichen wie Spielplätzen, Schulen, Parkanlagen und Friedhöfen aus. Genutzt werden sollten dafür vorzugsweise mechanische Verfahren, wie das Absaugen der Raupennester und das anschließende Verbrennen. In den betroffenen Waldgebieten mit starkem Besucherverkehr müssen Warnhinweise angebracht.

Weitere Informationen u.a. zur Wirkung der eingesetzten Mittel in der Natur erfahren Sie in der untenstehenden Pressemitteilung des NABU Deutschland.

NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de

Raute


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressemitteilung Nr. 31, 20. März 2015

NABU: Gifteinsätze in Wäldern verbieten
Tschimpke: Pestizideinsätze im Wald sind nicht die Lösung des Problems

Berlin - Anlässlich des Internationalen Tag des Waldes am 21.März macht der NABU erneut auf die bevorstehenden Gifteinsätze in Eichen- und Kiefernwäldern aufmerksam. Auch in diesem Jahr sollen wieder mehrere 10.000 Hektar Wald mit Fraß- und Kontaktgiften besprüht werden, um die Raupen des Eichenprozessionsspinners und des Kiefernspinners zu bekämpfen. Diese Einsätze werden durchgeführt, weil Forstbetriebe Verluste des Holzzuwachses und das Absterben ganzer Waldbestände befürchten. Nach heutigem Kenntnisstand gibt es jedoch keine Waldbestände, die auf Grund einer der beiden Arten abgestorben sind.

Aus Sicht des NABU stehen jedoch die Risiken für die biologische Vielfalt, welche durch die großflächigen Gifteinsätze entstehen, in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen für die Forstwirtschaft. "Der Einsatz von Gift stellt einen massiven Eingriff in das sensible Waldökosystem dar", warnt NABU-Präsident Olaf Tschimpke. "Bis zu 214 Schmetterlingsarten sowie Käfer, Vögel und Fledermäuse sind direkt oder indirekt durch den Gifteinsatz in Eichenwäldern betroffen." Der NABU fordert deshalb ein sofortiges Verbot der Gifteinsätze.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners fressen Eichenblätter, was zu forstlichen Schäden führen kann. Die Brennhaare der Raupen stellen eine Gesundheitsgefahr für den Menschen dar, weil sie Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen können. Der NABU nimmt die Gesundheitsgefahren für den Menschen ernst und spricht sich deshalb in Siedlungsbereichen für mechanische Verfahren wie das Absaugen der Raupennester aus. In den betroffenen Waldgebieten müssen Warnhinweise angebracht und wo nötig Zugangsverbote ausgesprochen werden.

"Anstatt Jahr für Jahr die Schmetterlingsraupen großflächig mit Pestiziden zu bekämpfen und damit die massenhafte Tötung von anderen Waldtieren in Kauf zu nehmen, muss der Waldumbau hin zu naturnahen, gesunden Laubmischwäldern forciert werden", fordert Stefan Adler, NABU-Waldexperte. Dazu zähle auch die Reduktion häufig viel zu hoher Paarhuferbestände wie Rehe, Rot- und Damhirsche, die oft eine natürliche Verjüngung mit heimischen Laubbaumarten verhindern.

Massenvermehrungen gehören bei vielen Insektenarten wie Eichenprozessionsspinner, Kiefernspinner oder Waldmaikäfer zur natürlichen Populationsdynamik. In naturnahen Ökosystemen brechen die hohen Populationen bedingt durch Krankheiten, Parasiten oder den Verlust der Nahrungsgrundlage wieder zusammen. Denn nicht die Existenz der Insektenarten ist das Problem, sondern die immer noch häufigen Kiefernmonokulturen, welche die wiederkehrenden Massenvermehrungen von nadelfressenden Insekten begünstigen.


Das Hintergrundpapier zum Eichenprozessionsspinner steht auf der Internetseite
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/wald/130506-nabu-hintergrundpapier-eichenprozessionsspinner-2.pdf
zum Download zur Verfügung.

Weitere Informationen rund um das Thema Wald finden Sie unter
www.NABU.de/natur-und-landschaft/waelder/waldbewirtschaftung

Ein Informationspapier von Umweltbundesamt und Bundesamt für Naturschutz zu den Risiken bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln mit Luftfahrzeugen in Naturschutzgebieten steht unter
http://www.umweltbundesamt.de/publikationen/pflanzenschutz-luftfahrzeugen
zum Download bereit.

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Quelle:
NABU Pressedienst, 20.03.2015
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
Tel.: 030/284 984-1510, -1520, Fax: 030/284 984-84
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2015

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