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LAIRE/058: Powwow in Palenque - Indianer um die Erde besorgt (SB)


Sorge über den kommenden Klimawandel

Nordamerikanische Ureinwohner hoffen auf altes Wissen zur Rettung des Planeten


Ärmere Menschen, Minderheiten, kleinere Staaten und Entwicklungsländer sind diejenigen, die als erstes und am schwersten von den Folgen des Klimawandels getroffen werden. Schon seit vielen Jahren mahnen Vertreter aus jenen unterprivilegierten Schichten der globalisierten Gesellschaft, daß die Hauptverantwortlichen und Nutznießer der Industriealisierung auch die Hauptlast der von ihnen ausgelösten Klimawandelfolgen übernehmen müßten. Parallel zu den mit zunehmender Dringlichkeit vorgetragenen Appellen wird aber auch nach eigenen Mitteln und Wegen aus der "Klimafalle" gesucht.

Im Schatten der alten Maya-Pyramiden von Palenque in Mexiko sind diese Woche mehr als 200 Anführer aus 71 amerikanischen indigenen Völkern zu einem Powwow zusammengekommen, um zu beraten, wie ihr traditionelles Wissen zur Rettung des Planeten beitragen könnte. Raymond Sensmeier, ein Anführer der Tlingit aus Yakutat im US-Bundesstaat Alaska, sagte laut einem AP-Bericht: "Unsere Mutter Erde wird mit alarmierender Geschwindigkeit verschmutzt, und unsere Alten sagen, daß sie stirbt. Die Art, wie sich das Wetter auf der ganzen Welt verhält ... es ist eine Reinigung erforderlich."

Der Untergang der Maya-Kultur wird einer Theorie zufolge auf die Abholzung der Wälder zurückgeführt, insofern bilden die Tempelanlagen von Palenque die passende Kulisse für die Versammelten, die durchaus nicht den kritischen Blick auf die eigene Geschichte scheuen.

Bill Erasmus, der die indigenen Völker in den kanadischen Northwest Territories vertritt, sieht ihre Aufgabe darin, die Welt wachzurütteln und auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Auch der mexikanische Umweltminister Juan Elvira Quesada möchte, daß die Versammlung das Wissen der ursprünglichen Bevölkerung Nordamerikas präsentiert. Auf diesem Weg könnten die indigenen Gemeinschaften die natürlichen Führer zur Wiederherstellung von Balance und Harmonie in der Welt werden, hofft er.

Die Teilnahme von zumindest einigen einflußreichen Persönlichkeiten aus Politik und Verwaltung an dem Treffen ist einerseits Ausdruck des fortgeschrittenen Stadiums der Assimilation der ursprünglichen amerikanischen Einwohner durch die dominierende Raubkultur der europäischen Eroberer, andererseits des noch nicht erstickten, wie auch immer projektiv befrachteten Wunsches nach traditionellem Wissen, um noch rechtzeitig einen anderen als den vorgegebenen und scheinbar unvermeidlichen Weg in eine von großer Not beherrschte Zukunft einschlagen zu können. Daß traditionelles Wissen, so es das je in der erhofften Weise gegeben hat, eben solchen Weg nicht verhindern konnte, ist vor diesem Hintergrund sicherlich eine ernüchternde Erkenntnis.

13. März 2008