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LAIRE/108: Solar-Laternen für Falludscha - grünes Blendwerk der US Army (SB)


Falludscha in Trümmern

Fortgesetzte Klimaschäden durch Rüstung, Krieg und Wiederaufbau


Zerstören, um es wieder aufzubauen - wenn das der Nutzen des Kriegs sein soll, dann würden die Einwohner der irakischen Stadt Falludscha mit Sicherheit gern auf den umweltfreundlichen Neuaufbau verzichten. Das US-amerikanische Militär hat nämlich rund 35 Straßenkilometer in der zentralirakischen Stadt und ihrer Umgebung mit 1200 Laternen ausgestattet, die ihren Strom aus Solarzellen beziehen. [1] Dadurch bleiben diese Straßenzüge nachts auch dann noch erleuchtet, wenn ansonsten wieder einmal der Strom ausfällt. Allerdings dürfte diese "grüne" Aufbauleistung nicht zuletzt auf das Sicherheitsbedürfnis der verbliebenen amerikanischen Truppen und ihrer Verbündeten, dem irakischen Militär und der Polizei, zurückzuführen sein.

Falludscha galt einmal als blühende Industriestadt und zählte vor 2003 mindestens 425.000 Einwohner. Doch dann überfielen die USA und Großbritannien unter dem Vorwand, ihren früheren Verbündeten und nun zum Schurken und Weltgefährder stigmatisierten Präsidenten Saddam Hussein beseitigen zu wollen, den Irak und richteten landesweit verheerende Zerstörungen in der Infrastruktur an. Ein wirtschaftlich blühender Staat, der sich nach einem rund zehn Jahre währenden Krieg gegen Iran einigermaßen erholt und zumindest in den Metropolen nahezu westlichen Standard erreicht hatte, wurde ins Mittelalter zurückgebombt.

Falludscha, die Stadt der Moscheen, besaß einst eine weit entwickelte Infrastruktur, einschließlich einer modernen Ringautobahn. Die war ebenfalls beleuchtet, wenngleich nicht solarstrombetrieben. Das mußte sie auch nicht unbedingt, denn die Stromversorgung war vor dem Krieg nicht so unsicher wie heute.

Das U.S. Army Corps of Engineers habe in Irak seit 2004 in Zusammenarbeit mit der US-amerikanischen und der irakischen Regierung 5.257 Projekte im Wert von mehr als 9,1 Milliarden Dollar fertiggestellt, meldeten kürzlich die amerikanischen Streitkräfte. Gegenwärtig liefen noch 350 Projekte, und der gesamte Wiederaufbau in Irak böte heute 20.000 Irakern einen Arbeitsplatz. [1]

Neben den menschlichen und wirtschaftlichen Schäden, auf die wir an dieser Stelle nicht eingehen wollen, sind auch die ökologischen, die der nicht vom Völkerrecht abgedeckte Angriffskrieg gegen Irak angerichtet hat, unermeßlich. Allein bei der Herstellung der Bomben und sonstigen Waffen und Waffensysteme, die von den Angreifern zur Zerstörung des Iraks eingesetzt wurden, wurden große Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Das gleiche gilt selbstverständlich auch für den Einsatz der Zerstörungsmittel, die von Flugzeug, Schiff oder landgestützten Systemen abgefeuert werden. Nun wird das Land wieder aufgebaut, während die US-amerikanischen und britischen Streitkräfte ihre "leergeschossenen" Waffenarsenale wieder auffüllen, also die Fließbänder der Rüstungsindustrie "anwerfen". So vergrößern sich die gesamte in Kohlendioxidemissionen zu berechnende Emissionen weit über die unmittelbaren, sichtbaren Schäden hinaus.

Vielleicht sind die Einwohner Falludschas froh, daß sie jetzt wenigsten etwas Licht an den Straßen haben, wenn andere Quellen ausfallen. Doch reicht die Strahlkraft auch von über 1200 Solar-Laternen keineswegs aus, um den Blick auf das angerichtete Vernichtungswerk des Irakkriegs zu blenden.


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Anmerkungen:

[1] "Engineers Bring Light to Fallujah", Scott Harris, Special to American Forces Press Service, 13. Januar 2010
http://www.defense.gov/news/newsarticle.aspx?id=57478

2. Februar 2010