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STANDPUNKT/919: Überlegtes Vorgehen beim Bibermanagement - Biber brauchen unseren Schutz (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 17. Mai 2017

Biber brauchen unseren Schutz
NABU Thüringen fordert überlegtes Vorgehen beim Bibermanagement

Der NABU Thüringen hält die Forderungen nach einem Schadensausgleichsfonds nicht für zielführend und die Schaffung von biberfreien Gebieten in der offenen Landschaft in Thüringen für rechtswidrig. Zunächst müssen die bestehenden Fördermöglichkeiten an den Biber angepasst, nutzungsfreie Uferrandstreifen an Gewässern geschaffen und über eine standortangepasste Bewirtschaftung am Ufer und in der Aue nachgedacht werden.


Jena - Auf natürliche Weise erschließt sich der Biber in Thüringen ehemals angestammte Reviere wieder zurück. Dies tut er nicht ohne seine Spuren in der Landschaft zu hinterlassen. Er fällt Bäume, baut Dämme und Burgen. Was für den Ökologen eine Freude ist, kann manche Landnutzer schnell verärgern. Es wird über Schäden berichtet, die der Biber angeblich in Thüringen anrichten soll. Manche sprechen sogar davon, dass der Baumeister mehrere Hektar Ackerfläche unbrauchbar machen könnte.

Laut NABU Thüringen sind diese Meldungen in den meisten Fällen überzogen. "Wenn man sich die Situation vor Ort ansieht, sind es oft nur ein paar Quadratmeter Fläche, die von Wasser überspült oder vernässt werden. Bei den Fällaktivitäten des Bibers verhält es sich ähnlich, oft kann man die Bäume mit wenigen Handgriffen zur Seite räumen", berichtet Marcus Orlamünder, der Biberbeauftragte des NABU Thüringen. "Zusammen mit den Unteren Naturschutzbehörden können wir den Landnutzern bei ihren Problemen meist unkompliziert helfen. Ein Beispiel ist der Bau von Biberdammdrainagen, die den Wasserstand auf einem vernünftigen Niveau halten. Der Biber ist gezwungen Dämme zu bauen und die Gewässerrandbereiche zu gestalten, weil der Mensch die Bäche begradigt hat und das Wasser viel zu schnell aus der Landschaft abfließt. Der Biber sorgt dafür, dass sich der Wasserstand in den Bächen erhöht und das Wasser wieder länger in der Landschaft zurückgehalten wird und leistet damit einen unschätzbaren Beitrag zum dezentralen Hochwasserschutz. Auch die Landwirte dürften sich freuen, wenn der Biber bei langanhaltenden Trockenperioden, das Wasser in der Landschaft hält.

"Was wir wirklich brauchen ist mehr Raum für unsere Gewässer. Die Einführung eines ungenutzten Uferrandstreifens von mindestens 10 Meter Breite kann schon viele Probleme lösen", erklärt Marcus Orlamünder. Aus Sicht des NABU ist es zudem wichtig zuerst alle möglichen Präventivmaßnahmen anzuwenden. Diese sind notwendig, um größere Schäden zu vermeiden. "Zum Beispiel können Nutzgehölze wie Obstbäume mit einem fachgerecht angebrachten Maschendraht oder einem speziellen Schutzanstrich geschützt werden. Droht eine Fläche durch einen Biberdamm zu überfluten, kann in Abstimmung mit uns und der Unteren Naturschutzbehörde eine Dammdrainage Abhilfe schaffen", so der Biberexperte. Probleme entstehen oft durch Unwissenheit und falsche Einschätzung der Situation, hier hilft vor allem eine fundierte Beratung, wie sie der NABU Thüringen schon seit 10 Jahren betreibt.

Den Ruf nach einem Ausgleichsfonds hält der NABU für eine voreilige Lösung. "Vielmehr müssen die derzeit schon bestehenden Fördermöglichkeiten an den Biber angepasst werden. Dann ließe sich auch verhindern, dass ein gefällter Biberbaum oder ein durch den Biber verursachter Uferabbruch dazu führt, dass diese Fläche dem Landwirt aus der Förderfläche herausgerechnet wird und möglicherweise sogar der ganze Betrieb Sanktionen erleiden muss.

Für absurd halten die Naturschützer die Forderung nach Ausweisung von Gebieten in der offenen Landschaft, aus denen der Biber fern gehalten werden soll. Dies sei ebenso rechtswidrig wie die geforderte Aufweichung des besonderen Schutzstatus des Bibers und darüber hinaus auch unwirksam. "Wenn man einen Biber aus dem Revier entnimmt wird der Bestand von einem anderen Biber wieder aufgefüllt. Solche Aktivitäten gelten nicht als zielführende Maßnahme für ein sinnvolles Wildtiermanagement", sagt Marcus Orlamünder.

Dem NABU Thüringen ist es vor allem ein Anliegen endlich zu einer standortangepassten Bewirtschaftung am Ufer und in der Aue zu kommen. Dafür müssten allerdings auch bessere Anreize für Nutzungsalternativen wie extensive Weiden, Wald, Energieholz oder weitere mögliche extensive Bewirtschaftungsformen geschaffen werden. In diesem Punkt setzt der NABU auch weiterhin auf die Unterstützung aus der Thüringer Politik.

Nähre Informationen finden Sie unter
www.NABU-Thueringen.de

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Quelle:
Pressemitteilung, 17.05.2017
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2017

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