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GENTECHNIK/272: WEMA-Projekt - Monsanto erobert Afrika (SB)


Monsanto an Züchtung dürreresistenter Maispflanzen in Afrika beteiligt

Geschäftsfördernder Verzicht auf Lizenzgebühren


Monsanto, der weltweit größte Agrokonzern auf dem Feld der Grünen Gentechnik, hat anscheinend beschlossen, afrikanischen Subsistenzbauern zu helfen, damit sie eine größere Ernte einfahren, zu Wohlstand gelangen und nicht mehr von Jahr zu Jahr ums Überleben kämpfen müssen. Dazu hat sich der Konzern von marktwirtschaftlichen Prinzipien wie der Mehrwertgenerierung zulasten der Bauern, der Expansion in bislang unerschlossene Märkte und der Zerstörung traditioneller Anbaumethoden vollständig verabschiedet. Das Unternehmen hat sich in eine philantropische Stiftung gewandelt ...

Das will der Konzern glauben machen, indem er tatsächlich mit großen US-Stiftungen zusammenarbeitet, um im Rahmen des Projekts WEMA (Water Efficient Maize for Africa) einen auf afrikanische Verhältnisse zugeschnittenen, dürreresistenten Mais zu züchten. Mit dieser öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) könnten Millionen Leben gerettet werden, denn für mehr als 300 Millionen Afrikaner ist Mais ein Grundnahrungsmittel, pries Nancy Pontius für die US-amerikanische Regierungs-Website America.gov (26. Januar 2009) dieses Projekt an.

Vollkommen unkritisch werden dort die Public-Relation-Verheißungen einer Vertreterin Monsantos kolportiert. Vanessa Cook, WEMA- Projektleiterin des US-Konzerns, behauptete:

"Dieses Projekt, das hauptsächlich in Afrika für Afrikaner durchgeführt wird, wird zu verbesserten Maishybriden führen, die im Vergleich zu den besten heute in Afrika verfügbaren Sorten unter moderaten Dürrebedingungen 25 Prozent höhere Ernteerträge abwerfen werden." [1]

Mit Berechnungen wie, daß auf einer Fläche von einer Million Hektar mit jener Hybridsorte 0,8 Million Tonnen Mais zusätzlich erzeugt werden, wovon 4,8 Millionen Menschen zusätzlich ernährt werden können, was einer Nahrungshilfe im Wert von 320 Millionen Dollar entspricht und zu einem höheren Einkommen der Bauern führt, versucht Cook den Eindruck zu erwecken, als sei der verheißene Mais beinahe schon verfügbar. Wo doch schon solche konkreten Berechnungen vorliegen ...

Dem ist jedoch ganz und gar nicht so. Auf der Website der African Agricultural Technology Foundation (AATF), einer Stiftung, die sich für die Interessen der Kleinbauern in den Subsaharastaaten einsetzt, indem sie unter anderem PPPs vermittelt und auch in diesem Fall maßgeblich an der Organisation des WEMA-Projekts beteiligt ist [2], wird der Zeitraum 2015 bis 2017 angegeben, an dem die Partner des Projekts damit "rechnen", daß die Bauern Zugang zu dürre-toleranten Maisvarianten haben werden.

Das klingt schon sehr viel entfernter, entspricht aber den Erfahrungen in der Züchtungsforschung. Nur ein geringer Teil der Züchtungsversuche durchläuft erfolgreich die verschiedenen Stadien der Forschung und Entwicklung und landet tatsächlich auf dem Markt. [3] Die Chance, daß es nicht gelingt, einen dürreresistenten Mais zu züchten, dürfte höher liegen als umgekehrt, daß am Ende das in Aussicht gestellte Ergebnis herauskommt.

Neben Monsanto/BASF und der AATF sind das Internationale Zentrum zur Verbesserung von Mais und Weizen (CIMMYT), die Bill & Melinda Gates Foundation (mit 42 Millionen Dollar), die Howard Buffett Foundation (mit fünf Millionen Dollar) sowie Forschungseinrichtungen, Bauernverbände und Saatgutunternehmen in den Ländern Kenia, Uganda, Tansania, Südafrika und Mosambik beteiligt.

Im WEMA-Projekt wird konventionelle Züchtungsforschung mit markerunterstützter Züchtung und biotechnologischen Verfahren kombiniert, heißt es. [2] Mit solchen Beschreibungen soll offenbar vermieden werden, das Kind beim Namen zu nennen. Faktisch handelt es sich bei WEMA um ein Projekt auf dem Gebiet der Grünen Gentechnik. Daß dabei zu irgendeinem Zeitpunkt auch konventionelle Zuchtmethoden Eingang finden, ist absolut nicht ungewöhnlich für die Gentechnik, die prinzipiell nicht ohne Konvention auskommt. Auch dort werden lange Versuchsreihen mit zahlreichen Pflanzen durchgeführt, und es wird selektiert, welche Kandidaten am aussichtsreichsten sind, um sie weiterzuzüchten.

Von einem gezielten Eingriff in die Matrix des Lebens, wie es die Theorie der Genetik nahelegt und von den beteiligten Forschern auch gern verbreitet wird, kann überhaupt keine Rede sein. Das wichtigste Handwerkszeug des Gentechnikers in der Pflanzenforschung ist eine Drucklufteinrichtung, mit der an Goldpartikel geheftete, artfremde pflanzliche oder tierische Substanzen in das zu modifizierende Saatgut gefeuert werden. Schrotschußverfahren nennt sich die Methode bezeichnenderweise - das soll Teil der High-Tech der Pflanzenzüchtung sein?!

Jedenfalls wird durch das WEMA-Projekt die umstrittene Gentechnik in Afrika verbreitet. Das dürfte - aus der Sicht des Biotechkonzerns Monsanto - der eigentliche Zweck seines Engagements sein. Erweisen sich doch bislang einige afrikanische Staaten als "gentechnik-resistent". Sie fragen sich, ob es gut für ihre Bauern ist, wenn sie derart weitreichend in die Abhängigkeit von Global Players geraten, die im scharfen Gegensatz zu ihren Heilsversprechen eben nicht dem Wohl der Menschen in Afrika verpflichtet sind. Bei auftretenden Schwierigkeiten in der landwirtschaftlichen Produktion - erinnert sei an den teils gescheiterten Gentech-Baumwollanbau in Indien - kann sich der Konzern zurückziehen und seine Geschäfte woanders tätigen oder zu einem späteren Zeitpunkt neu beginnen. Die Bauern können das nicht.

Schaut man genauer hin, zu welchen Zugeständnissen sich Monsanto bereit erklärt hat, wird noch deutlicher, um was es geht. Der US-Konzern stellt bis zu vier, gemeinsam mit BASF "entwickelte" dürre-tolerante Transgene zur Verfügung. Ob sie "anschlagen" und die Dürreresistenz der zu testenden Maispflanzen erhöhen, ist ungewiß.

Des weiteren wird das Unternehmen die erforderliche technische Ausstattung liefern, damit an afrikanischen Instituten gentechnische Verfahren zum Einsatz kommen können. Nichts anderes würde Monsanto auch tun, wenn es eigene Labore in Afrika einrichtete, was bei der gewünschten Expansion in diesen noch weitgehend unerschlossenen Raum ohnehin erforderlich wäre. Denn Pflanzen werden am besten unter exakt den natürlichen Bedingungen getestet, unter denen sie später angebaut werden sollen. Das dürfte um so mehr für dürre-tolerante Pflanzen gelten, da sie stärker auf spezielle Erfordernisse zugeschnitten sind als herkömmliche Pflanzen und womöglich ihre Vorteile verlieren, sobald die Bedingungen geringfügig abweichen.

Der US-Konzern verzichtet auf Lizenzgebühren für Transgene, falls sie zur erfolgreichen Züchtung einer trockenresistenten Maispflanze führen. Das heißt, daß die Bauern den Mais nicht umsonst und auch nicht beinahe umsonst bekommen, sondern lediglich die normalerweise anfallende Lizenzgebühr für die verwendeten Transgene nicht aufbringen müssen. Der AATF obliegt die Aufgabe, ein entsprechendes System zur Verbreitung des Saatguts zu "angemessenen" Preisen für die Bauern zu entwickeln.

Das letzte Wort zum WEMA-Projekt ist noch nicht gesprochen. Jede Andeutung, daß demnächst 300 Millionen dürregeplagte afrikanische Bauern von ihrer chronischen Armut befreit werden und sich um andere Dinge kümmern können als um ihre unmittelbare Existenzsicherung, ist voreilig. Der Lizenzverzicht Monsantos wird sich in bescheidenen Grenzen halten, verglichen mit dem Vorteil, auf diesem Weg das Fundament zur Akzeptanz und Verbreitung der Grünen Gentechnik in Afrika legen zu können.


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Anmerkungen:

[1] Pontius, Nancy: "Africa: U.S.-African Partnership Developing Drought-Tolerant Maize", 26. Januar 2009. (Übersetzung: Schattenblick)
http://www.america.gov/st/scitech -english/2009/january/20090126135419abretnuh0.9448206.html

[2] Sofern nicht anders angegeben, stammen alle projektbezogenen Informationen von den WEMA-Präsentationen auf den Websites des Konzerns Monsanto (http://www.monsanto.com/) und der AATF (http://www.aatf-africa.org/).

[3] Sprenger, Ute: "Die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie - ein Realitäts-Check. Studie im Auftrag von GLOBAL 2000 und BUND".
http://www.global2000.at/download/file7080.pdf

10. Februar 2009