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GENTECHNIK/288: BASF Plant Science in Schweden - Gen-Kartoffel verwechselt (SB)


Noch nicht zugelassene Gen-Kartoffel ausgebracht


In Schweden haben Mitarbeiter von BASF versehentlich die noch nicht zugelassene Kartoffelsorte Amadea mit der zugelassenen Sorte Amflora vertauscht und ausgebracht. Nach Angaben der BASF-Tochter Plant Science sind davon 16 Hektar betroffen. Die darauf angebauten Kartoffeln, egal welcher Sorte, sollen entsorgt werden. [1]

Die Amadea-Pflanzen waren im vergangenen Monat von der eigene Qualitätskontrolle auf mehreren schwedischen Vermehrungsflächen mit Amflora entdeckt worden. Das Unternehmen habe umgehend die zuständige Behörde von dem Fund in Kenntnis gesetzt, heißt es.. BASF Plant Science hat bei der Europäischen Union eine Zulassung zu dieser Industriekartoffel, aus der Stärke für die Papier- und Klebstoffherstellung gewonnen werden soll, beantragt. Nach Angaben von Peter Eckes, Geschäftsführer der BASF Plant Science, konnte die Ursache zurückverfolgt und die Vermischung eingegrenzt werden. Zu der Verwechslung war es in den Räumen des Unternehmens gekommen, in denen die Kartoffeln herangezogen werden. Künftig will man beide Sorten strenger voneinander trennen. [2]

Der Vorfall zählt sicherlich zu den harmloseren in Verbindung mit der Grünen Gentechnik. Das Unternehmen dürfte den Standpunkt vertreten, daß dies ein Beispiel dafür ist, daß die Kontrollmaßnahmen gegriffen haben, aber daß man selbstverständlich durch weitere Schutzmaßnahmen verhindern will, daß sich ein solcher Vorfall wiederholt. Die Verwechslung verdeutlicht jedoch grundsätzlich eines: Der Umgang mit gentechnisch veränderten Pflanzen weist Ähnlichkeiten zu dem mit radioaktiven Substanzen auf. Verwechslungen oder Unfälle sind von größerer Tragweite als bei herkömmlichen Pflanzen bzw. Materialien.

In diesem Fall wurde eine Kartoffel zur Stärkeproduktion in Kartoffeln zur Stärkeproduktion eingemischt. Selbst wenn diese Verwechslung nicht entdeckt worden wäre, hätte der Vorfall an sich wahrscheinlich keine nennenswerten Folgen gezeitigt. Doch was wäre, wenn beim nächsten Mal irgendwo in der Kette zwischen Aussaat und Verkauf solche Gentech-Kartoffeln zwischen Speisekartoffeln gelangten? Bei herkömmlichen Kartoffeln würde das wenig machen, im schlimmsten Fall befände sich eine festkochende zwischen mehligen Kartoffeln oder umgekehrt. Das sollte niemanden umhauen. Gen-Kartoffeln enthalten jedoch mittels mikrobiologischer Verfahren eingezüchtete artfremde pflanzliche oder gar tierische Bestandteile, die allergische Reaktionen auslösen können, wie der berühmte Taco-Skandal vor zehn Jahren in den USA beweist. Dort war bei der Herstellung von dieser traditionellen Speise aus Mexiko Mais der Gentech-Sorte StarLink verwendet worden. Der besaß keine Zulassung für den Verzehr und unterscheidet sich von anderem Mais unter anderem dadurch, daß er schwerer verdaulich ist. Er bleibt länger im Verdauungstrakt, so daß Stoffe resorbiert werden, die normalerweise ausgeschieden werden. Zahlreiche Konsumentinnen und Konsumenten wiesen nach dem Verzehr vermutlich verunreinigter Tacos allergische Reaktionen auf.

Gentech-Produkte sind somit potentiell gefährlich. Das ließe sich auch für andere Nahrungsmittel behaupten, die ebenfalls Allergien auslösen können. Doch Allergiker wissen in der Regel, was sie essen können und was nicht. Probleme treten dann auf, wenn sie Dinge verzehren, von denen sie nicht wissen, daß sie allergene Substanzen enthalten - beispielsweise versehentlich verarbeitete Gentech-Pflanzen.


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Anmerkungen:

[1] "'Amadea' - BASF will genverseuchte Kartoffelernte vernichten", Spiegel online, 24. September 2010
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,719483,00.html

[2] "Panne auf dem Acker - BASF vernichtet illegale Gen-Kartoffeln", Financial Times Deutschland, 24. September 2010
http://www.ftd.de/wissen/natur/:panne-auf-dem-acker-basf-vernichtet-illegale-gen-kartoffeln/50174368.html

26. September 2010