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ATOM/211: Strafrecht gegen Bürgersinn - Aufbegehr ... (nirgendwo)


nirgendwo - 25. April 2019

17-stündige Beton-Blockade von 2017 beschäftigt jetzt die Gerichte


Fünf von sechs Anti-Atom-Aktivist_innen, die sich 2017 nahe Gronau an Betonblöcke im Gleis angekettet hatten, erhielten nun Anklageschriften. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, mit ihrer Ankettaktion "Störung öffentlicher Betriebe" und "Sachbeschädigung" begangen zu haben. "Meine Prognose: Das Amtsgericht Steinfurt und das Landgericht Münster werden uns verurteilen, die Geschichte aber wird uns freisprechen", meint einer der Angeklagten dazu. "Das Zitat mag etwas verstaubt wirken, aber was ist schon ein bisschen Staub verglichen mit dem Atommüll, der eine Million Jahre lang tödlich strahlt?"


Hintergrund:

2017 kettetten sich sechs Menschen vor und hinter einem Güterzug mit Uranhexafluorid an, der auf dem Weg in die Urananreicherungsanlage (UAA) nach Gronau war. Mit ihrer Aktion störten sie für 17 Stunden die nukleare Realität.

"Ich habe mich dort angekettet, weil unter dem momentanen Ist-Zustand sehr viele Menschen leiden. Davon will ich kein Teil sein", erklärt es eine der Angeketteten. Sie bezieht sich dabei zwar abstrakt auf den Gesamtzustand der Welt, wünscht sich aber auch, mit Aktionen wie dieser auf die Situation der Menschen aufmerksam machen zu können, die in den Uranabbaugebieten in Kasachstan und Namibia, in Australien und Kanada, unter den grausamen Folgen des Abbaus leiden.

Die UAA in Gronau bedient rund 10% des Weltmarktes für angereichertes Uran. "Somit können wir sagen, dass für 17 Stunden der Blödsinn der Menschheit bei nur 90% lag. Und weiter gedacht: 60 Menschen würden reichen, die Welt zumindest für zwei Drittel eines Tages vor neuem Atomscheiß zu schützen. Noch weitergerechnet braucht es also nur 33.000 Menschen pro Jahr, die sich vor Züge ketten, um die globale Atomindsutrie lahmzulegen", berechnet einer der Angekettteten, der Zahlen mag. "Was ich damit sagen will: Das einzige, was uns von einer Welt trennt, in der zumindest kein neuer Atommüll entsteht, sind wir selber. Und unsere Angst, eine gerechtere Welt zu schaffen, ohne die Konsequenzen im Heute zu fürchten."

"Auch wenn wir hier hoch verurteilt werden, werde ich mich wieder anketten", sagt eine andere Angeklagte. "Strafe ist vollkommener Unsinn, denn sie bringt nix. Sie löst keine Probleme. Strafe ist nicht in der Lage, uns von weiterem Widerstand gegen die Atomanlage abzuhalten. Den Konflikt um den unbefristeten Betrieb der Anlage entschärft sie ebensowenig."

Weitere Infos zur Aktion und zum aktuellen Stand der Verfahren unter nirgendwo.info/steinfurt/ und zu den nach wie vor stattfindenden Urantranporten unter urantransport.de

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Quelle:
nirgendwo
Solidarische Unterstützung für repressionsbetroffene Anti-Atom-Aktive
E-Mail: atomtransporte@nirgendwo.info
Internet: http://nirgendwo.info


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. April 2019

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