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WALD/339: Hambacher Forst - zu unseren Lasten ... (Hambacher Forst)


Hambacher Forst - Presseerklärung 27.09.2018

Lorien weiterhin widerständig, Reul weiterhin widerlich


Ein weiterer Tag in dieser zähen, wochenlang andauernden Räumung durch Polizei und Staatsapparat für die Profite von RWE und der Kohlelobby ist vorbei.

Nach der Zerstörung von Oaktown, Gallien, Cozytown, Beechtown und Kleingartenverein ist Lorien die letzte Großbesetzung, um die noch gekämpft wird. Seit Tagen versucht die Polizei dort, die Menschen aus ihren Baumhäusern zu räumen.

Aber durch die große Unterstützung von Sitzblockaden, Stehblockaden und der Präsenz von vielen Menschen vor Ort haben wir erreicht, dass fast alle Baumhäuser noch stehen. TakaTuka ist das einzige Baumhaus, von wo die Kletterpolizei heute mit Hubsteigern Menschen "gerettet" hat und das im Anschluss wie Müll auf den Boden geschmissen wurde. Auch die Besetzung auf den Bäumen hat die destruktiven Vorhaben der Einsatzkräfte nicht einfach über sich ergehen lassen. Durch das ständige Besetzen der Traversen und des neuen Tripods, der in der letzten Nacht erbaut wurde, ist diese Besetzung noch immer am Leben.

Doch wie in den letzten Wochen ist die Polizei heute wieder sehr gewaltsam vorgegangen. Insbesondere die Menschen aus der Sitzblockade mussten das brutale Vorgehen der Polizist*innen am eigenen Leib erfahren. Einige wurden durch den Matsch gezerrt, die Nase gebrochen oder brutal an den Haaren gezogen. Beweisvideos dieser erschreckenden Aktionen verbreiteten sich rasch im Internet. "Wir sind friedlich. Was seid ihr?", bleibt da nur noch kopfschüttelnd zu fragen.

Als Teil der Räumung haben sich immer offensivere Rodungen in den Gebieten der Baumdörfer etabliert. In den letzten Tagen wurden hunderte Bäume gefällt, um bei Lorien, wie auch schon zuvor in Oaktown, den Einsatzfahrzeugen noch mehr Platz zu verschaffen. Obwohl RWE erst ab dem 15. Oktober mit Rodungsarbeiten im 12.000 Jahre alten Hambacher Forst beginnen darf, macht dieser Energieriese immer wieder klar, dass er sich in Zusammenarbeit mit der Polizei problemlos über Gesetze stellen kann. Ob legal oder illegal, scheint für RWE keinen Unterschied zu machen. Der Bereich um die einsame Eiche, die das Baumhaus TakaTuka beherbergte, gleicht einem riesigen Parkplatz für ein Shoppingcenter, wie Menschen aus Lorien sarkastisch feststellten. Dieser komplett unnötige weitere Angriff auf die Natur zeigt mal wieder, wie egal RWE und der Regierung NRWs die Zukunft unser aller Leben auf diesem Planeten ist und dass sie einzig und allein der Maximierung ihrer eigenen Profite folgen.

Während unser Zuhause weiter zerstört wird, verbreitet die Regierung NRWs, insbesondere Innenminister Herbert Reul (CDU), immer wieder Falschmeldungen. So log Reul in seinen Aussagen im Innenausschuss zu dem Verhalten der Aktivisti nach dem tödlichen Unfall im Hambacher Forst. Anstatt "Scheiß drauf, Räumung ist nur einmal im Jahr" zu rufen, nachdem unser Freund tragisch von Beechtown abgestürzt ist, wie es Reul erzählte, zeigten Livestreams und Augenzeug*innen ein ganz anderes Bild der Situation. Herr Innenminister Reul, wir haben geschrien, wir haben geweint. "Mörder, Mörder, Mörder" klang es von den Bäumen wie von den Menschen am Boden. Die Pietätslosigkeit und Respektlosigkeit der wiederholten Instrumentalisierung von Steffens Tod ist komplett inakzeptabel! Ihre Schuldzuweisungen sind nichts außer politisches Kalkül! Wir können nur unsere Fassungslosigkeit und Entsetzen über ihre widerliche Lügen wiederholt zum Ausdruck bringen.

Trotz dieser Verleugnungen und irrsinnigen Zerstörungswut geht der Kampf für den Erhalt des Hambacher Forstes und den sofortigen Kohleausstieg weiter. Wir sind viele, wir sind stark und wir sind immer noch hier. Ihr könnt uns aus unseren Baumhäusern räumen, aber die Bewegung zerschlagt ihr nicht. Ob durch Demonstrationen wie heute Abend oder durch Soliaktionen in ganz Europa, unsere Botschaft ist deutlich: Wir bleiben standhaft. Wir bleiben widerständig.

Hambacher Forst bleibt für heute und für immer!


Ticker vom 28. September

10:36 Die Sitzblockaden wurden aufgelöst. Nun werden die Bauten am Boden zerstört.

9:50 Menschen werden nach und nach von der Polizei aus der Sitzblockade entfernt.

8:40 Unter einem Baumhaus in Lorien formt sich eine Sitzblockade.

8:20 In Lorien sind die Cops gerade angekommen, 5 Baumhäuser noch besetzt, ca 30-40 Menschen am Boden, kleine Barrikaden. Hebebühnen vor Ort.


Ticker vom 27. September

21:18 Polizei hat Lorien verlassen.

20:17 Menschen werden in den Wald gelassen ohne Kontrolle. Im Wald selbst sehr viel Polizei. RWE setzt seine Arbeiten weiterhin fort.

18:56 Ein Krankenwagen und zwei Notarztwagen auf Securoad in den Wald. Großteil der von Buir gestarteten Demo in den Wald ausgeschert, Polizei im Wald ziemlich grob.

18:15 Es wurden viele tragende Seile durchgeschnitten. Diskussionen. Die Feuerwehr versucht zwischen Polizei und Aktivist*innen zu vermitteln.

17:50 Der gestürzten Person geht es gut, Prellungen und Verstauchungen, aber nichts Ernstes. Rucksack und viele kleine Äste haben Schlimmeres verhindert.

17:16 Durchsage von einem Baumhaus in Lorien: Ein Sicherungsseil, an dem 3 Aktivist*innen hängen, wurde gekappt.

16:37 Lorien: Aktuell sind 5 Häuser ausserhalb der Absperrung besetzt. Innerhalb wahrscheinlich vier.

14:25 Im östlichen Teil des Waldes sitzen Biologen und kleben die Höhlen von Fledermäusen zu, damit sie nicht mehr im Wald nisten, und hier gerodet werden kann. Werden von RWE-secus bewacht. Zwischen Baustelle und Altem Kieswerk.

14:00 Es werden weiterhin am laufenden Band Menschen von der Sitzblockade entfernt und weggetragen.

13:19 Lorien: 5 Klettercops werden an einem 50m-Kran zu einem Baum befördert. Gleichzeitig wird per Hebebühne am Nachbarbaum geräumt.

12:55 RWE bringt Kameras an Bäumen an, Höhe Kieswerk.

12:20 Polizei versucht die Sitzblockade unter dem Baumhaus aufzulösen. Menschen werden massiv misshandelt.

12:12 Eine Person wird aus einer Hängematte in eine Hebebühne gezogen.

12.09 Tripod in Lorien geräumt. Es sind noch Menschen in Hängematten in der Nähe.

11:40 Durchsungen und Kontrollen am Hangar

11:18 Hinter dem besetzten Tripod und dem Baumhaus wird in Lorien gerade eine Schneise in den Wald gerodet.

11:00 Mensch in Hängematte bei Tripod geräumt.

10.55 Sitzblockade außerhalb Lorien wurde geräumt. Gleichzeitig ist die Polizei weiter in den Wald vorgerückt.

10:48 Unter einem Baumhaus hat sich eine große Sitzblockade gebildet. Menschen singen und schreien die Polizei an.

10:44 Massiver Tumult in Lorien. Presse wird bedrängt und an der Arbeit gehindert. Unter einem Baumhaus hat sich eine große Sitzblockade gebildet.

10:31 Am Boden sitzende Menschen werden vor laufender Kamera mit Schmerzgriffen gequält und geschlagen.

10:30 Lorien: Polizei treibt Menschen in den Wald. Schläge, Schubsen, Geschrei.

09:46 Verletzte Person wurde abtransportiert.

09:44 "Letzte" Durchsage der Polizei. Versammlung ist aufgelöst. Menschenkette greift ineinander.

09:40 Eine Person in Lorien hat sich verletzt. Notarzt und Feuerwehr anwesend.

9:20 In einem Baum hinter dem Tripod in Lorien sitzen mindestens 5 Menschen. Der Kran nähert sich ihnen.

9.12 Kran ist vorgefahren. Polizei fordert, dass Menschen den Bereich verlassen.

8.45 Die Straße ist wohl fertiggestellt. Schweres Gerät abgezogen. Polizei steht weiterhin ca. 50 Aktivist*innen gegenüber.

8:40 Großer Räumungsfuhrpark unter Taka Tuka (Lorien)

8:11 Räumungverfügung wird in Lorien erneut verlesen. Menschen stellen sich der Polizeikette entgegen.

8:00 An der Zufahrt in Lorien gehen die Arbeiten weiter. Es wird asphaltiert.

*

Quelle:
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2018

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