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MASSNAHMEN/121: Spurenstoffe in der Ruhr und was man dagegen machen soll (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 899 vom 20. September 2008 27. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Spurenstoffe in der Ruhr und was man dagegen machen soll


Die Bilanzierung des Eintrags von Spurenstoffen über kommunale Kläranlagen in die Ruhr, die Bewertung der Trinkwasserrelevanz und Minimierungs-Maßnahmen waren Gegenstand eines Gutachtens, mit dem das Düsseldorfer Umweltministerium das Institut für Siedlungswasserwirtschaft der RWTH Aachen (ISA) und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasser in Mülheim (IWW) beauftragt hatte. Grund der Auftragsvergabe war das Kommunikationsdesaster im Gefolge der PFT-Affäre im Ruhreinzugsgebiet (s. RUNDBR. 882/1-2, 873/2-3, 854/2-4, 851/2-3).Zur näheren Untersuchung wurden einige schwer abbaubare Stoffgruppen ausgewählt - nämlich außer den Perfluortensiden (PFT) auch Komplexbildner, Arzneistoffe, Röntgenkontrastmittel, phosphororganische Flammschutzmittel und halogenierte Kohlenwasserstoffe. Es sollte eine Frachtbilanzierung, sowie eine Abschätzung der Eliminationsleitung verschiedener Reinigungsverfahren aufgestellt werden. Bisher gibt es in Deutschland und der europäischen Union für viele dieser Spurenstoffe keine verbindlichen Vorgaben was Zielwerte betrifft, weswegen Kläranlagen auf viele dieser Spurenstoffe auch nicht systematisch untersucht wurden. Auch wenn kein akuter Handlungsdrang festgestellt wird, räumt der Bericht grundsätzlich einen Handlungsbedarf zur langfristigen qualitativ hochwertigen Trinkwasserversorgung an der Ruhr zur Reduktion der Spurenstoffeinträge ein. Nach der Betrachtung verschiedener Reinigungsverfahren und einer anschließenden Kosten-Nutzen-Analyse kommt man zu dem Schluss, dass eine "Ozonung" bzw. eine "Ozonung mit nachgeschalteter Aktivkohlefiltration" die bevorzugten Verfahren zur Spurenstoffeliminierung sind. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass die bei der Ozonung auftretenden Oxidationsnebenprodukte noch nicht auf ihre Trinkwasserrelevanz und eventuelle Toxizität untersucht worden sind und hier zunächst ausführliche Versuche durchgeführt werden müssen. Bei der Auswertung der Messdaten stellten IWW und ISA fest, dass die derzeit vorhandene Datenmenge zu Spurenstoffen im Ablauf von Kläranlangen, sowie in der Ruhr selber sehr lückenhaft ist und eine Bilanzierung nur mit entsprechenden Unsicherheiten erfolgen kann. Bei resultierenden Ergebnissen und Forderungen muss diese Tatsache beachtet werden. Außerdem wurden viele den Daten zu Grunde liegenden Versuche unter Laborverhältnissen durchgeführt, was Rückschlüsse auf tatsächliche Erfolgserlebnisse der Reinigungsverfahren nur sehr eingeschränkt möglich macht. Um die "tatsächliche Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit der vorgeschlagenen Verfahren zu verifizieren" müssten weitergehende Untersuchungen zur Verfahrenstechnik in einer Pilotkläranlage erfolgen. Eine Ursachenforschung fand in der Studie nicht statt. Man müsste jedoch nicht nur nach Eliminationsverfahren schauen, sondern auch nach den Emittenten der untersuchten Spurenstoffe. Besonders in der Industrie müsste man nach Vermeidungsstrategien suchen. Den Bericht findet man online unter: www.umwelt.nrw.de/umwelt/pdf/abschlussbericht_ruhr.pdf -er-

(AbonnentInnen des RUNDBR., die nicht die ganze dickleibige ISA-IWW-Studie durchackern wollen, können via nik@akwasser.de kostenlos eine von uns erstellte sechsseitige Zusammenfassung als pdf-Datei anfordern.)


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 899/2008
Herausgeber:
Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. März 2009