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MESSUNG/062: Stark nitrathaltiges Grundwasser belastet Elbe - Maisanbau weiter verringern (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 4. April 2013

Messungen vom VSR-Gewässerschutz zeigen: stark nitrathaltiges Grundwasser belastet die Elbe - weitere Verringerung des Maisanbaus nötig



Belastetes Grundwasser im Einzugsgebiet der Elbe ist verantwortlich für die hohen Belastungen im Fluss. Zu diesem Ergebnis kamen die Spezialisten vom VSR-Gewässerschutz bei Ihren Untersuchungen der letzten beiden Jahre. Die Messergebnisse von über 600 Grundwasseruntersuchungen wurden in Bezug zur Nitratkonzentation in der Elbe gesetzt. Hierfür führten die Gewässerschützer vor einem Jahr eine Messfahrt auf Mittel- und Unterelbe durch. Im gesamten Untersuchungsbereich lagen die Nitratkonzentrationen im Elbwasser teilweise weit oberhalb der Vorgaben der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA). Nach diesen sollte die Nitratkonzentration einen Wert von 11 Milligramm pro Liter (mg/l) im Fluss nicht überschreiten.

Zwischen Schönebeck und Havelberg wurden die höchsten Nitratkonzentrationen mit Werten von über 15 mg/l festgestellt. Dies korreliert mit der sehr hohen Nitratbelastung im Grundwasser im Einzugsgebiet der Elbe und der Saale, die oberhalb von Schönbeck mündet. In Sachsen-Anhalt im Bereich Altmark, Börde und nördlichen Harzvorland hat der Verein eine enorm hohe Belastung des Grundwassers festgestellt. In fast der Hälfte der untersuchten Grundwasserproben lagen die Nitratkonzentrationen oberhalb von 25 mg/l, wobei in 10% der Proben sogar Werte von über 100 mg/l gefunden wurden. Spitzenkonzentrationen bei der Nitratbelastung konnten in Hohenwarsleben mit 419 mg/l und in Osterburg mit 347 mg/l festgestellt werden. Dieses stark belastete Grundwasser sickert der Elbe sowie den einmündenden Bächen zu und belastet den Fluss.

Nach dem Zufluss der Havel sank die Nitratkonzentration auf 12 Milligramm pro Liter ab. Im weiteren Verlauf stieg die Belastung aber wieder bis im Raum Bleckede auf über 13 Milligramm an. Auch dies korreliert mit den hohen Grundwasserwerten im Elbeumland. Linkselbisch im Raum Salzwedel - Lüchow lagen in einem Drittel der Grundwasserproben Nitratgehalte von über 25 Milligramm vor. Auch im Gebiet von Mecklenburg-Vorpommen zwischen Wittenberge und Boizenburg wurde eine derartig hohe Grundwasserbelastung festgestellt. Die gefundenen höchsten Nitratwerte liegen mit 147 mg/l in Wallstawe, 140 mg/l in Pretzier und 124 mg/l in Boizenburg. Die Grundwasserbelastung mit Nitraten ist somit niedriger als im südlich angrenzendem Untersuchungsgebiet, was sich auch in der geringeren Belastung des Elbewassers niederschlägt.

In Lauenburg nach dem Zufluss von Sude und Stecknitz konnten in der Elbe niedrigere Nitratkonzentrationen von 11,4 mg/l gefunden werden. Bis Wedel unterhalb von Hamburg stieg die Belastung aber wieder auf 12,9 mg/l an. Auch in diesem Bereich ist eine erhöhte Nitratbelastung im Grundwasser feststellbar. In jeder dritten Grundwasserprobe wurde die Grenze von 25 Milligramm pro Liter überschritten.

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen neben dem Zusammenhang zwischen Grund- und Elbewasserbelastungen außerdem, dass der in der Wasserrahmenrichtlinie festgelegte Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter zu hoch ist. Diesen Wert übertrafen im gesamten Untersuchungsgebiet nur 18% der Grundwasserproben. Trotzdem kommt es in der Elbe immer wieder zu den starken Anstiegen von 1,2 mg/l zwischen Wittenberge und Bleckede sowie von 1,5 mg/l zwischen Lauenburg und Wedel. "Bei der Untersuchung im letzten Jahr wurde in der Elbe im Raum Magdeburg Nitratkonzentrationen von über 16 mg/l gemessen. Dass dieser Wert bis Hamburg nicht weiter anstieg, ist nur den zufließenden rechtselbischen Nebenflüssen zu verdanken, die Wasser mit geringerer Nitratbelastung zuführen. Die Belastungen im Grundwasser müssen dringend verringert werden", so Susanne Bareiss- Gülzow, Vorsitzende beim VSR-Gewässerschutz, in ihrem Resümee zu den Untersuchungsergebnissen.

Der VSR-Gewässerschutz kritisiert, dass aufgrund des Biogasbooms in den letzten Jahren immer mehr Mais auf den Feldern angebaut wurde. Während bei anderen Pflanzen bei Überdüngung ein geringerer Ertrag festzustellen ist, zeigt der Mais diesbezüglich keine Nachteile. "Inwieweit Gülle und Gärreste in viel zu großer Menge auf den Maisfeldern aufgebracht wird, ist nicht kontrollierbar und damit auch kaum zu verhindern. Es kann nicht sein, dass der Landwirt, der den Mais möglichst umweltfreundlich anbaut, der Verlierer ist gegenüber Landwirten, die die Maisfelder zur Entsorgung von Gülle und Gärreste nutzen. Die Kosten steigen extrem je weiter Gülle und Gärreste transportiert werden müssen." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz.

Positiv ist, dass nach dem Fachverband Biogas e.V gerade in den Bundesländern, in denen das Elbeeinzugsgebiet liegt, sich 2012 die Maisanbauflächen verringert haben; in Sachsen-Anhalt um 2,7%, in Mecklenburg-Vorpommern um 6% und in Schleswig-Holstein sogar um 6,7%. Während in Schleswig-Holstein zunehmend Rüben für Biogasanlagen angebaut werden sind aber auch mehrjährige schnell wachsende Grassorten, Wildpflanzen und die gelb blühende Dauerkultur "Durchwachsene Silphie" als Maisersatz auf dem Vormarsch. Es ist inzwischen erwiesen, dass man mit diesen wirtschaftlich gleichwertig wie beim Maiseinsatz Biogasanlagen betreiben kann. Der Vorteil ist, dass mehrjährige Pflanzen das ganze Jahr über den Boden bedecken. Sie verfügen über ein tiefes, extensives Wurzelsystem, welches den gelösten Stickstoff bindet, bevor dieser Grund- und Oberflächenwasser kontaminiert. Doch nicht nur wegen dem Gewässerschutz ist der Anbau sinnvoll, sondern auch weil diese Pflanzen im gesamten Ökosystem sehr positive Auswirkungen haben.

Um der weiteren Ausweitung des Maisanbaus zur Biogaserzeugung politisch entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung 2011 bei der Novelle des Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) bereits beschlossen, dass der Mais in der Biogasproduktion nur noch bis zu 60% der Masse gefördert wird. "Dies war ein guter Ansatz, aber leider wurde die Höhe viel zu hoch angesetzt. Der VSR-Gewässerschutz fordert aus Gewässerschutzgründen keine Förderung mehr für den in Biogasanlagen verwendeten Mais. Der Schutz unseres Trinkwassers, die Wasserqualität unserer Flüsse und der Nordsee muss bei staatlichen Förderungen dringend im Vordergrund stehen." so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende im VSR-Gewässerschutz. Die nach der Änderung des EEG höheren Vergütung von Strom aus Pflanzen, die ökologisch besonders wertvoll sind hält der Verein als ein richtiger Schritt.

Geldern, den 4. April 2013

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Quelle:
Pressemitteilung vom 04.04.2013
VSR-Gewässerschutz e. V.
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewässerschutz.de
Internet: www.VSR-Gewässerschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2013