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SCHADSTOFFE/042: Streusalz im Fluss (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 939 vom 07. März. 2010 - 29. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Streusalz im Fluss


Die Koblenzer RHEINZEITUNG hatte bei uns wegen einer Leseranfrage wissen wollen, wie gefährlich Streusalz für Bäche und Flüsse sei. Wegen der "Unmengen" von Streusalz, mit denen in diesem Winter die Straßen freigehalten worden sind, hatte sich der Leser große Sorgen gemacht. Hier unsere Antwort:

Bislang sind uns noch keine Schäden durch Streusalz in der Flussökologie bekannt geworden. Dies liegt vielleicht daran, dass man zu kritischen Zeiten (Höhepunkt der Schneeschmelze) und kritischen Orten (kleine Fließgewässer mit geringem Verdünnungsvermögen) noch nicht zielgerichtet geforscht hat. In der Regel kann man aber davon ausgehen, dass an Orten mit Mischwasserkanalisation das salzbelastete Schmelzwasser zunächst in die kommunale Kläranlage gelangt. Dass die Kläranlagenbiologie unter der Salzlast gelitten hätte, ist uns bislang aber ebenfalls nicht bekannt geworden. Wenn aber die sehr sensiblen Bakterien in den Belebtschlammbecken der Kläranlagen die erhöhten Salzkonzentrationen aushalten, kann man davon ausgehen, dass auch der Bach bzw. der Fluss, in den die Kläranlage einleitet, die Salzlast weitgehend schadlos "verdaut". Zumal der Kläranlagenabfluss im Bach oder Fluss noch mal ordentlich verdünnt wird. Denn bei Schneeschmelze herrscht in den Fließgewässern in aller Regel ein erhöhter Abfluss. [Unter Mischwasserkanalisation versteht man ein Kanalsystem, in dem das Schmutzwasser aus Haushalten und Gewerbe zusammen mit dem Niederschlagswasser von Dach-, Hof- und Straßenflächen gemeinsam abgeleitet wird.] Bei einer Trennkanalisation wird Schmutzwasser und Niederschlagswasser separat abgeführt. Das Schmutzwasser wird in die Kläranlage geleitet, das Niederschlagswasser wird über ein eigenes Kanalisationssystem direkt in den nächsten Bach oder Fluss geleitet. Hier fehlt dann die Kläranlage als "Puffer". Aber auch hier kann man annehmen, dass das Salz aus der Niederschlagswasserkanalisation durch den bei Schneeschmelze erhöhten Abfluss im Bach so weit verdünnt wird, dass die Fließgewässerökologie hoffentlich nur geringfügig bis gar nicht beeinträchtigt wird. Das eigentliche Problem beim Streusalzeinsatz sind nicht so sehr die Fließgewässer, sondern die Straßenbäume! Das Salz, das durch Spritzwasser und zu großzügige Streuung auf Grünstreifen usw. gelangt, versickert im Boden und schädigt die empfindlichen Feinwurzeln von Bäumen und Sträuchern. Da viele Stadtbäume ohnehin durch Abgase, wurzelschädigende Bauarbeiten, Wassermangel im Sommer usw. vorgeschädigt sind, kann ein überzogener Streusalzeinsatz den eh angeschlagenen Straßenbäumen den Rest geben. Hinzu kommen noch die gewaltigen Korrosionsschäden an Autos, Fahrrädern und anderen rostfähigen Metallgerätschaften. Das alles ist auch der Grund, warum zumindest hier in Freiburg den Privatpersonen die Verwendung von Streusalz untersagt ist (siehe auch Fußzeilen auf dieser Seite).


Je nach Witterung werden immer noch zwischen ein und zwei Millionen Tonnen "Feuchtsalz" auf unsere Straßen gegen Eis und Schnee aufgebracht. Wer sich über die jahrzehntelangen Auseinandersetzungen um die Ökorelevanz des Streusalz- und Streusplitteinsatzes informieren will, bekommt gegen VOREINSENDUNG von 10 Euro (V-Scheck, bar, Briefm.) unsere Materialsammlung "Streusalz".


Neben der Wüstenbildung und der Versalzung ist die Erosion der dritte wichtige Faktor, der weltweit in immer dramatischerem Ausmaß die landwirtschaftlichen Nutzflächen bedroht. Unsere Materialsammlung "Erosion" bietet zu diesem Thema Literatur- und Recherchehinweise, alle bislang zur Erosionsproblematik erschienenen RUNDBR.-Notizen sowie einen über 15 Jahre gehenden ausführlichen Pressespiegel über die Erosion in unseren Breiten, in den USA und in der Dritten Welt. Bezug gegen VOREINSENDUNG von 15 Euro (V-Scheck, Briefm., bar).


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Nahezu 100 StudentInnen haben bislang ein Praktikum beim Ak Wasser im BBU absolviert. Dabei gewannen sie Einblicke in die deutsche Wasserwirtschaft, die in keinem Studiengang vermittelt werden. Wir suchen ständig weiter wasserbegeisterte Studis, die daran interessiert sind, bei uns ihr wasserwirtschaftliches Wissen abzurunden.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 939/2010
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, D-79106 Freiburg
Tel.: 0761/275693; 45687153
E-Mail: nik@akwasser.de
Internet: http://www.akwasser.de

Der BBU-WASSER-RUNDBRIEF kann abonniert werden durch Voreinzahlung
von 30 Euro für 30 Ausgaben auf das Postbankkonto Arbeitsgruppe
Wasser, Kto-Nr. 41952 757, Postbank Klrh., BLZ 660 100 75.

Meinungsbeiträge geben nicht in jedem Fall die Position des BBU wieder!
Die Weiterverwendung der Informationen in diesem RUNDBRIEF ist bei Quellenangabe (!) erwünscht!
© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2010