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SCHUTZ/090: Weltwassertag der UN am 22. März 2010 - Grundwasserschutz in Bielefeld (Stadt Bielefeld)


Stadt Bielefeld - Pressemitteilung von Freitag, 19. März 2010

Weltwassertag der UN am 22. März 2010


Bielefeld (bi). Den "Weltwassertag" am 22. März nimmt das Umweltamt zum Anlass, neben der globalen Zustandsbeschreibung besonders auf die Bielefelder Situation einzugehen. Dabei wird deutlich, dass der Grundwasserschutz auch in Bielefeld eine anspruchsvolle Aufgabe ist.

"Sauberes Wasser für eine gesunde Welt"

Sauberes, bezahlbares Trink- und Brauchwasser ist - weltweit gesehen - keine Selbstverständlichkeit. In großen Teilen Afrikas und Asiens etwa kann der Mindestwasserbedarf von 100 Liter pro Einwohner zu bezahlbaren Preisen häufig nicht befriedigt werden. In den großen Industrieländern des Nordens und auch hier in Bielefeld gibt es dagegen genügend Wasser. Es kann aber durch Dünge- und Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien verunreinigt sein.

Derzeit leben rund 1,2 Milliarden Menschen - ungefähr ein Sechstel der heutigen Weltbevölkerung - in Ländern, in denen es an sauberem Trinkwasser mangelt. Während beispielsweise in Deutschland Erkrankungen durch bakteriell verunreinigtes Trinkwasser nur selten vorkommen, sterben jährlich etwa 2,5 Millionen Kinder (alle 12 Sekunden !) unter fünf Jahren an Krankheiten wie Cholera und Typhus, die durch verschmutztes Wasser übertragen werden. 80 Prozent aller Krankheiten in Entwicklungsländern haben ihre Ursache in mangelhafter Abwasserentsorgung beziehungsweise verunreinigtem Trinkwasser. In den Ländern des Südens muss häufig auf belastete Oberflächengewässer zurückgegriffen werden, weil Grundwasser in ausreichender Menge und Qualität nicht zur Verfügung steht oder die nötige technische Infrastruktur wie Pumpbrunnen nicht vorhanden ist.

Wasser hat eine zentrale Bedeutung für die Bekämpfung der Armut und die Vermeidung von Konflikten. Politik und internationale Organisationen tun sich aber schwer mit der Einlösung des Menschenrechtes auf einen erschwinglichen Zugang zu Wasser weltweit. Auf der Internationalen Süßwasserkonferenz 2001 in Bonn und auf dem Weltgipfel in Johannesburg 2002 wurde mit Mühe beschlossen, die Anzahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, bis 2015 zu halbieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen schätzungsweise 200 Milliarden Euro jährlich investiert werden - das Doppelte bis Dreifache der bisherigen Investitionen.

"Trinkwasser ist auch in Bielefeld nicht selbstverständlich"

Dass hygienisch sauberes Trinkwasser aus den Leitungen kommt, dafür sorgen in Bielefeld die Stadtwerke Bielefeld GmbH, Gas-Wasser-Bethel und die Wasserbeschaffungsverbände Kerkebrink, Quelle I/II und Kralheide. Zudem gibt es noch etwa 2.000 Hausbrunnen besonders in den Außenbereichen, in denen ein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung nicht besteht. Die hydrogeologischen Randbedingen für ausreichende Grundwasserressourcen sind gerade in den Sanden der Senne westlich des Teutoburger Waldes sehr gut. Die Stadtwerke Bielefeld GmbH entnehmen im Stadtgebiet knapp 6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr bei einer Gesamtentnahme von rund 17,5 Millionen Kubikmeter pro Jahr. In Bethel werden etwa 200.000 Kubikmeter, durch die Wasserbeschaffungsverbände etwa 25.000 mKubikmeter pro Jahr gefördert. Die hygienisch einwandfreie Trinkwasserqualität ist in den Wasserwerken und Hausbrunnen im Stadtgebiet unter anderem durch über 600 Altdeponien potentiell gefährdet. Gleiches gilt für eine Vielzahl von Gewerbe- und Industrieflächen mit Boden- oder Grundwasser-Verunreinigungen aus einem nicht ordnungsgemäßen Betrieb in der Vergangenheit und undichten Kanälen.

Im Stadtgebiet beträgt die Länge der öffentlichen Schmutz- und Misch-Wasser-Kanäle etwa 1.000 Kilometer, hinzu kommen etwa 70.000 Kanal-Hausanschlüsse, davon rund 2.000 in Wasserschutzgebieten (WSG). Die Hausanschlüsse sind bis Ende 2015, in WSG schon früher, auf Dichtigkeit zu untersuchen und dann gegebenenfalls zu sanieren. Auch wenn dies für manchen Grundstückseigentümer eine große finanzielle Belastung darstellt, kommt sie dem Grund- und Trinkwasserschutz unmittelbar zugute.

In WSG sind zudem fast 1.000 Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, davon ungefähr 560 Heizöllageranlagen, dem Umweltamt bekannt. Zurzeit läuft eine Schwerpunktaktion zur Überprüfung privater Heizöllageranlagen mit zum Teil gravierenden Mängeln an den Anlagen.

Die häufigsten Belastungen des Grundwassers stellen die chlorierten Kohlenwasserstoffe, Aromate (Lösemittel) und Nitrate aus der Düngung sowie bakterielle Verunreinigungen dar.

Dass die Versorgung mit hygienisch einwandfreiem Trinkwasser auch in Bielefeld nicht selbstverständlich ist, haben die bakteriellen Verunreinigungen im Hochbehälter an der Osningstraße im Sommer 2008 und an der Quellfassung der Wasserversorgung in Bethel im Sommer 2007 gezeigt. Neben einer intensiven Wartung der umfangreichen Wasserversorgungsinfrastruktur - vor allem bei der Stadtwerke Bielefeld GmbH - ist auch der vorsorgende Gewässer- / Grundwasserschutz von großer Bedeutung. Das wichtigste Instrument - zumindest für die öffentliche Wasserversorgung - ist die Ausweisung von Wasserschutzgebieten.

Derzeit bestehen im Stadtgebiet fünf ausgewiesene WSG: Sennestadt / Sennestadt-West, Ummeln, Gadderbaum und Werther-Kirchdornberg, die etwa 15 Prozent des Stadtgebietes ausmachen. Das WSG Ummeln muss wegen der Stilllegung des Sportplatzbrunnens neu ausgewiesen werden. Hinzu kommen als Erst-Ausweisung die WSG Ubbedissen und Windelsbleiche / Flughafen. Für die drei letztgenannten WSG soll nach entsprechenden Beschlüssen in den politischen Gremien noch in diesem Jahr mit dem Verfahren, das einer Planfeststellung gleichkommt, begonnen werden. Zudem laufen die so genannten Wasserschutzgebietsverordnungen für Sennestadt / Sennestadt-West und Werther-Kirchdornberg 2013 aus, so dass auch hier in 2011 / 2012 mit dem Neuausweisungsverfahren begonnen werden müsste.

Einen wesentlichen Schritt zum vorsorgenden Grundwasserschutz in den WSG hat der Rat der Stadt Bielefeld bereits 1989 getan, als er die weitere Ausweisung von Baugebieten weitestgehend eingeschränkt hat. Von diesem Beschluss ist in der Vergangenheit bisher nur in wenigen Ausnahmefällen abgewichen worden.

Der Weltwassertag sollte bewusst machen, dass auch in Bielefeld sauberes Trinkwasser nicht selbstverständlich ist. Besonders die ortsnahen Grundwasserressourcen sollten von allen geschützt werden. Sie sollten so bewirtschaftet werden, dass sie weder in quantitativer noch qualitativer Hinsicht gefährdet werden. Dazu zählen insbesondere auch der Erhalt der vorhandenen und die Ausweisung der noch geplanten Wasserschutzgebiete sowie deren Kontrolle. Nur so ist sichergestellt, dass auch in Zukunft das Bielefelder Grundwasser als sauberes, kostengünstiges Trink- und Brauchwasser zu nutzen ist. Auch in Zukunft soll es nicht erforderlich sein, Tafel- oder Mineralwasser als sauberes Wasser zukaufen zu müssen. Ein sparsamer Umgang mit Wasser versteht sich - auch angesichts der weltweiten Trink- / Wasserprobleme - "wie von selbst". Der durchschnittliche Wasserverbrauch von etwa 118 Liter pro Tag zeigt in Bielefeld aber bereits einen recht niedrigen Wert.


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Quelle:
Pressemitteilung von Freitag, 19. März 2010
Herausgeber: Stadt Bielefeld
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2010