Leo Lukas
Angriff der Sternspitze
Perry-Rhodan-Heft Nr. 3306
Aralon, 2197 - 2212 NGZ / Leerraum zwischen Milchstraße und Agolei, Juli 2250 NGZ
Zhobotter ist als Jugendlicher durch seine Widerspenstigkeit aufgefallen. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn gepaart mit einem gewissen Aggressionspotenzial brachte ihn so in Schwierigkeiten, dass er trotz herausragender Leistungen des Ausbildungsinstituts verwiesen wurde. Er hatte aus Zorn über das arrogante Auftreten Fir-Funals, der Enkelin des hochrangigen Mantarheilers Uwwasur deren Avatar zerstört, mit der sie amtierende Ligameisterin des Karaketta-Rennens geworden war, eines galaxisweit ausgetragenen Spiels, bei dem man die Ausrüstungs- und Fertigkeitsstufen von einem Vorgänger erbt. Sie hatte ihn verspottet und dafür gesorgt, dass er auch von anderen gehänselt wurde.
Weil es ihm auch gelungen war, die Sicherheitskopien des Avatars zu zerstören, schaltete der Großvater der Geschädigten den Geheimdienst ein. Denn um das zu bewerkstelligen, war er tief in das positronische Netz eingedrungen, was ohne Hilfe eigentlich nicht möglich war. Seine Eltern, die eigentlich nur daran interessiert waren, dass ihr Sohn eines Tages ihr Restaurant "Kupferne Kanüle" übernimmt, waren zutiefst erschüttert. Nachdem er sich standfest geweigert hatte, irgendwelche Hintermänner zu benennen, von denen er Zugangscodes erhalten haben könnte, zog Tippatz-Tragh, ein ihm wohlgesonnener Lehrer, den mit ihm befreundeten Positronik-Psychologen Nabura-Lat zu Rate. Bei der Anhörung vor der Institutsleitung und den Geheimdienstleuten präsentierte der ein von ihm erstelltes Gutachten, in dem er Zhobotter bescheinigte, mit seinen bislang dokumentierten Fähigkeiten durchaus in der Lage gewesen sein zu können, allein gehandelt zu haben.
Nabura-Lat war bereit, den Jungen als außerplanmäßigen Studenten an der Technischen Akademie aufzunehmen. Die Eltern lehnten das aber vehement ab. Erst als sie einsehen mussten, dass ihr Sohn ohne eine Strafe nicht davonkommen konnte und der Schulrausschmiss mit anschließendem Studium, das ihn befähigen sollte, den Schaden wieder gutzumachen, unabdingbar war, gaben sie sich geschlagen. Außerdem machte Zhobotter ihnen klar, dass er ohnehin nicht als Wirt taugte und sie besser seine Cousine als Nachfolgerin wählen sollten.
Fünf Jahre nach seiner Verfehlung stieß Zhobotter auf eine am Boden zerstörte junge Frau, um die er sich kümmerte. Sie erzählte, wie sie von Fir-Funal auf Schändlichste hintergangen und bloßgestellt worden war. Die beiden erkannten sich als Seelenverwandte, heirateten und bekamen zwei Töchter. Inzwischen war Zhobotter an der Technischen Akademie durch sein überragendes Talent bereits berühmt geworden. Man plante ein bahnbrechendes Experiment. Er und sein Lehrer wollten eine der Syntroniken reaktivieren, die vor der Erhöhung des Hyperwiderstands weit verbreitet waren. Dabei ereignete sich jedoch eine Explosion, bei der Nabura-Lat ums Leben kam und Zhobotter so schwer verletzt wurde, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing.
Die Hälfte seines Körpers war zerstört und der Rest nicht lebensfähig. Seine Frau war so verzweifelt, dass sie einem Angebot Uwwasurs zustimmte, der eine neue, unerprobte Heilmethode einsetzen wollte, um Zhobotters Leben zu retten. Ein Nanokontingent an Robotern ersetzte die zerstörte Körperhälfte. Für den Mantarheiler stellte Zhobotter allerdings vor allem ein günstiges Testobjekt für die moralisch äußerst fragwürdige Behandlungsmethode dar. Denn das Nanokontingent ließ sich nicht vollständig kontrollieren. Außerdem konnte es die Hirnareale, die zur Erzeugung von Emotionen befähigen, nicht nachbilden. Zhobotter wandelte sich vom liebevollen, fürsorglichen Vater zu einem kalten, berechnenden Pragmatiker, der aus Pflichtbewusstsein vergeblich versuchte, Emotionen zu simulieren, was ihn seiner Familie immer weiter entfremdete. Da er ihren Anspruch an Nähe und Liebe nicht länger erfüllen konnte und es auch nie wieder können würde, trennte er sich im Einvernehmen von seiner Frau und seinen Töchtern.
Nachdem ihn Liam Barstow für die Organisation von San gewinnen konnte, stürzte er sich in die Arbeit, für den Prototypen des PHOENIX eine angemessene Positronik zu entwickeln. Sie wurde sozusagen sein Kind, für das er keine Vatergefühle simulieren musste. Er verankerte im Verstand des Kunstwesens eine emotionale Intelligenz, die stellvertretend für ihn die Gefühle entwickeln würde, die ihm verwehrt blieben.
Eines Tages entdeckte er ein winziges goldenes Ellipsoid auf seinem Arbeitstisch und verlor die Kontrolle über sein Nanokontingent, was schon lange nicht mehr geschehen war. Dabei wurde er sogar bewusstlos und geriet in Lebensgefahr. Ein Medoroboter rettete ihm das Leben. Nachdem er wieder zu sich gekommen war, suchte er das winzige Goldei vergebens, so dass er schon glaubte, es sich eingebildet zu haben. Tatsächlich war es von Shrell gekommen und hatte sich während Zhobotters Bewusstlosigkeit mit seinem Nanokontingent verbunden.
Als die wycondrischen Spezialistinnen, die den PHOENIX untersuchen, darauf drängen herauszufinden, wie Shrells Aggregat exakt in eine Baulücke des Schiffs passen konnte, erinnert sich Zhobotter plötzlich an den Vorfall mit den Goldei, dem er danach keine Bedeutung mehr beigemessen hatte.
Er erlaubt es den Wyconderinnen, das Nanokontingent auf diese Hinterlassenschaft hin zu untersuchen. Sie stellen fest, dass es auf eine Art manipuliert worden war, die eine wycondrische Handschrift trägt. Sie kann möglicherweise rückgängig gemacht werden, Zhobotter könnte dabei aber Schaden erleiden. Dennoch ist er damit einverstanden.
Obwohl die Wyconder nach Shrells 53 Jahre zurückliegendem Angriff eine Flotte aufgebaut haben, die einem einzelnen Leun-Schiff weit überlegen ist, stellt Wuranok, der Kommandant des in Wycosystem angekommenen Leunschiffes MONA-DIN, der angeblich von Reginald Bull den Auftrag bekommen hat, Perry Rhodan zu töten, den Wycondern ein Ultimatum von sechs Stunden, den Terraner auszuliefern. Sollte dies nicht geschehen, würden weitere Schiffe kommen und einen Vernichtungsfeldzug gegen die Wyconder führen. Denn er sei nur die Vorhut der Leunschen Sternspitze. Perry Rhodan fragt sich bei dieser Gelegenheit, wer die Leun eigentlich sind.
Unterdessen erleben Atlan und Diolgemin, der Vetter der Obersten Architektin Terrybor, einen Sprengstoffanschlag auf die Baustelle des neu zu erschaffenden Ersatzplaneten für den von Shrell durch ein Brennendes Nichts zerstörten Heimatplaneten Wengir. Als Atlan von Diolgemin beschuldigt wird, daran Schuld zu sein, appelliert der Arkonide auf geschickte Weise an das Verantwortungsgefühl des Wyconders. Nur gemeinsam könne man dem Saboteur auf die Spur kommen, der schon in der Vergangenheit wiederholt Anschläge verübt hat, die wie Unfälle aussehen sollten. Dabei kamen immer wieder Persönlichkeiten des öffentlichen Interesses zu Schaden. Tatsächlich springt Diolgemin auf Atlans Appell hin über seinen Schatten und arbeitet mit ihm zusammen.
Durch das fotografische Gedächtnis des Arkoniden kann ermittelt werden, mit welcher Fähre der Sprengstoff zur Baustelle transportiert worden ist. Diolgemin findet heraus, dass zwei Fähren vertauscht wurden. Zusammen mit Atlan fliegt er zu einem verlassenen Technischen Tempel, von dem die mit Sprengstoff beladene Fähre gestartet sein muss. Sie stöbern einen Leun auf, der dort offenbar schon seit Jahrzehnten haust und eine Menge Wyconder-Technik zusammengestohlen hat. Er greift sie sofort an und verschwindet mit Hilfe eines Pentaferers.
Diolgemin verständigt sofort seine Leute, so dass der Leun schnell wieder aufgegriffen werden kann. Er scheint krank und irgendwie missgestaltet zu sein. Bei seinem Verhör bittet er darum, sterben zu dürfen. Sein Name ist Hokhwegaz und offenbar hat er die Sabotageakte eigenmächtig unternommen. Er war auf eigenes Verlangen von Shrell vor 53 Jahren zurückgelassen worden, um die Ausbreitung des Brennenden Nichts zu verfolgen. Als er vom Auftauchen Wuranoks erfährt, reagiert er ausgesprochen panisch. Später begeht er Selbstmord.
Die wycondrische Bevölkerung rebelliert gegen das Gastangebot seiner Obersten Architektin an Perry Rhodan und sein Team. Die Leute wollen, das sie an Wuranok ausgeliefert werden. Terrybor lehnt dies jedoch ab und schlägt vor, dass Rhodan mit dem PHOENIX das Wycosystem verlässt. Damit hätte die Leunsche Sternspitze keinen Grund mehr, die Wyconder anzugreifen.
Perry Rhodan und die Seinen fliegen mit dem PHOENIX zum Systemrand. Mit dabei sind auch die beiden Wyconderinnen, die noch mit Zhobotters Nanokontingent beschäftigt sind. Wuranok verfolgt sie. Als die MONA-DIN nicht aufhört, auf den PHOENIX zu schießen, wird sein Schiff von der wycondrischen Flotte vernichtet. Vor allem weil noch zwei Freundinnen Terrybors an Bord waren, haben die Wyconder rechtzeitig eingegriffen, um den PHOENIX zu retten. Aber es ist damit zu rechnen, dass noch mehr Schiffe der Leun auftauchen werden.
Als die Wyconderinnen an Bord des PHOENIX den von Shrell manipulierten Teil von Zhobotters Nanokontingent aufspüren, läuft dieser Amok und bringt eine von den Wissenschaftlerinnen mitgebrachte Apparatur zur Explosion. Eine der Wyconderinnen wird dabei so schwer verletzt, dass sie zu sterben droht. Sie kann gerade noch rechtzeitig auf ein wycondrisches Schiff gebracht werden.
Die korrumpierten Teile von Zhobotters Nanokontingent konnten von den Wyconderinnen zerstört werden. Er ist nun zwar geschwächt, aber damit kann er umgehen. Dass er nun sauber ist, ist das Wichtigste. Man verabschiedet sich voneinander. Da Terrybor nun erkannt hat, dass die Terraner genauso von Shrell geschädigt wurden wie sie selbst, übereignet sie das ausgebaute wycondrische Triebwerkverstärkungsaggregat wieder an den PHOENIX.
Kaum ist das Aggregat wieder eingebaut, wird Alarm gegeben. Die Streitmacht der Sternspitze der Leun materialisiert im Wycosystem. Perry Rhodan nimmt sofort Kontakt zu ihrem Kommandanten auf, um die Wyconder vor einem Angriff zu schützen. Daraufhin beschleunigt er mit höchsten Werten und entkommt den leunschen Raumern in den Überlichtflug. Sie verfolgen den PHOENIX und lassen das Wycosystem in Ruhe.
24. Januar 2025
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