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UNTERNEHMEN/029: Daimler legt Geschäftsbericht 2011 vor (Gerhard Feldbauer)


Daimler legt Geschäftsbericht 2011 vor

Konzern-EBIT um 24% auf den Rekordwert von 9 Mrd. EUR gestiegen

Warnung vor neuen Krisenerscheinungen

Von Gerhard Feldbauer, 11. Februar 2012


Die Daimler AG (Börsenkürzel DAI) meldet für den Konzern und seine Geschäftsfelder für das Jahr 2011 ein um 24% höheres Konzern-EBIT von 8.977 (i. V. 7.212) Mio. EUR. Einschließlich Sonderfaktoren stieg das Konzern-EBIT um 20% auf 8.755 (i. V. 7.274) Mio. EUR. Beide EBIT-Werte sind neue Bestwerte. Das Konzernergebnis erreichte mit 6.029 (i. V. 4.674) Mio. EUR ebenfalls einen Rekordwert. Das Ergebnis je Aktie betrug 5,32 (i. V. 4,28) EUR.

Damit konnte Daimler 2011, in seinem Jubiläumsjahr "125! Jahre Erfinder des Automobils", gleich mehrere Rekorde verbuchen. "Unser Konzern hat 2011 Bestwerte beim Absatz, Umsatz, EBIT und Konzernergebnis erzielt", betonte Dr. Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars. "Alle Geschäftsfelder haben zu diesem Erfolg beigetragen". Der Geschäftsbericht hebt hervor, dass insbesondere Mercedes-Benz Cars beim Absatz, Umsatz und EBIT ebenfalls Spitzenwerte erzielte. Nie sei die Pkw-Sparte in ihrer langen Unternehmensgeschichte besser gewesen als im Jahr 2011. "In Summe haben wir das Jubiläumsjahr auch zum Erfolgsjahr für Daimler gemacht. Diese Leistung zeigt, dass unser Konzern mit seinem breiten Portfolio von Pkw, Trucks, Vans, Bussen und Finanzdienstleistungen strategisch sehr gut aufgestellt ist. Jetzt arbeiten wir mit allen Kräften daran, diesen Erfolg fortzusetzen und wie geplant die Zielrenditen ab dem Jahr 2013 nachhaltig zu erreichen", bekräftigte Zetsche.


2,1 Mio. Fahrzeuge verkauft

Der Geschäftsbericht weist hervorragende Ergebnisse für das Jahr 2011 aus, was in erster Linie die sehr gute Absatzentwicklung in den Geschäftsfeldern widerspiegelt. So konnten sowohl Mercedes-Benz Cars als auch Daimler Trucks und Mercedes-Benz Vans in den wichtigen Regionen den Absatz im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern. Daimler Financial Services profitierte insbesondere von geringeren Risikokosten.

2011 hat Daimler 2,1 Mio. Fahrzeuge abgesetzt und damit das Vorjahresniveau um 11% übertroffen. Zu diesem Anstieg haben, wie betont wird, alle Automobil-Geschäftsfelder beigetragen. Der Konzernumsatz erhöhte sich um 9% auf 106,5 Mrd. EUR. Bereinigt um Wechselkurseffekte wurde ein Zuwachs von 10% verzeichnet. Die Netto-Liquidität des Industriegeschäfts belief sich zum 31. Dezember 2011 auf 12,0 (i. V. 11,9) Mrd. EUR.

Als Ergebnis der insgesamt positiven Geschäftsentwicklung wird angeführt, dass sich die Zahl der Beschäftigten zum Jahresende 2011 auf weltweit 271.370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhte; 11.270 mehr als Ende 2010. In Deutschland stieg die Belegschaft auf 167.684 (i. V. 164.026) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


Für Aktionäre werden 2.346 Mio. EUR ausgeschüttet

In Anbetracht des Unternehmenserfolgs haben Vorstand und Gesamtbetriebsrat vereinbart, den Einsatz der Belegschaft im Jahr 2011 mit einer erneut hohen Ergebnisbeteiligung zu honorieren: In Deutschland erhalten die anspruchsberechtigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Daimler AG Ende April 2012 einen Betrag von 4.100 (i. V. 3.150) EUR.

Für die Aktionäre orientiert der Konzern auf eine Ausschüttungsquote von rund 40% des Konzernergebnisses. Vorstand und Aufsichtsrat wollen der Hauptversammlung am 4. April 2012 die Ausschüttung einer Dividende von 2,20 (i. V. 1,85) EUR pro Aktie vorschlagen, was einer Ausschüttungssumme von 2.346 (i. V. 1.971) Mio. EUR entspricht. Daimler gehe "auch für die kommenden Jahre von einer weiter nachhaltigen Dividendenentwicklung aus", erklärte Bodo Uebber, Vorstand der Daimler AG für Finanzen, Controlling und Financial Services.


Emissionsfreie Mobilität ein Schwerpunkt

Auf der Basis der Initiative "Der Weg zur emissionsfreien Mobilität" sollen neue, besonders kraftstoff-effiziente und umweltschonende Antriebstechnologien in allen automobilen Geschäftsfeldern einen Schwerpunkt bilden. Es gehe dabei um die Optimierung konventioneller Antriebstechnologien, um weitere Effizienzsteigerungen durch die Hybridisierung sowie um Elektroautos mit Brennstoffzelle und Batterie. Als weiterer Schwerpunkt werden neue Sicherheitstechnologien angeführt, um Unfälle weitestgehend zu vermeiden oder zumindest deren Folgen so gering wie möglich zu halten.

Unter diesem Gesichtspunkt hat Daimler im vergangenen Jahr die Forschungs- und Entwicklungsleistungen auf 5,6 (i. V. 4,8) Mrd. EUR erhöht. Bei Mercedes-Benz Cars betrugen sie 3,7 (i. V. 3,1) Mrd. EUR, bei Daimler Trucks 1,3 (i. V. 1,3) Mrd. EUR.

In Sachanlagen beliefen sich die Investitionen auf 4,2 (i. V. 3,7) Mrd. EUR. Davon entfielen 2,7 (i. V. 2,1) Mrd. EUR auf Deutschland. Im Mittelpunkt standen umfangreiche Investitionen in Produktionsstätten, neue Produkte und neue Technologien. Ein Schwerpunkt bei Mercedes-Benz Cars war der Aufbau der Produktionskapazitäten für die Nachfolgemodelle der A-/B-Klasse im Werk Rastatt und im neuen Montagewerk in Kecskemét, Ungarn. Daimler Trucks investierte im Berichtsjahr in beträchtlichem Umfang in die Einführung des neuen Schwer-Lkw Actros.

Der Konzern-Bericht führt im Weiteren die Geschäftsfelder im Einzelnen an: Mercedes-Benz Cars mit den Marken Mercedes-Benz, Maybach und smart; Daimler Trucks; Mercedes-Benz Vans; Daimler Buses; Daimler Financial Services.

In der Überleitung der operativen Ergebnisse der Geschäftsfelder auf das EBIT des Konzerns werden im Geschäftsbericht das anteilige Ergebnis der at-equity bewerteten Beteiligung an EADS,(1) weitere zentral verantwortete Sachverhalte sowie Ergebniseffekte aus der Eliminierung konzerninterner Transaktionen zwischen den Geschäftsfeldern angeführt.


Absatz-Rückgang in Westeuropa einkalkuliert

Daimler geht nach heutiger Einschätzung davon aus, dass die weltweiten Automobilmärkte in diesem Jahr weiter wachsen dürften. Davon ausgenommen werden die durch die Schuldenkrise zunehmend belasteten westeuropäischen Märkte. Global wird ein Zulegen der Pkw-Zulassungen um rund 4% prognostiziert, wobei das Wachstum im Wesentlichen von den asiatischen Schwellenländern, dem US-amerikanischen Markt und dem von Nachholeffekten beeinflussten japanischen Markt getrieben werde.

Bei mittelschweren und schweren Lkw geht Daimler davon aus, dass die weltweite Nachfrage 2012 mindestens auf dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Der nordamerikanische Markt dürfte sich trotz etwas verringerter Dynamik mit einem Wachstum zwischen 15 und 20% als wichtigster Nachfragetreiber weltweit erweisen. Die Lkw-Nachfrage in Europa steht dagegen im Zeichen der anhaltenden Staatsschuldenkrise und der daraus resultierenden Konjunkturschwäche. Deshalb könne hier bestenfalls mit einem Nachfragevolumen in etwa auf dem Vorjahresniveau gerechnet werden. Auf dem japanischen Markt für schwere und mittelschwere Lkw wird dank des Wirtschaftswachstums, das durch Wiederaufbaumaßnahmen gestützt wird, im Vergleich zum Vorjahr mit einem Zulegen um weitere 5 bis 10% gerechnet. In den Schwellenländern wird ein Wachsen der Lkw-Nachfrage insgesamt nur moderat erwartet.

Dazu werden die Absatzmöglichkeiten der einzelnen Geschäftsfelder der Daimler-Group ausführlich und regional aufgeschlüsselt analysiert: Mercedes-Benz Cars; Daimler Trucks; Mercedes-Benz Vans; Daimler Buses; Daimler Financial Services.


2012/2013 Gesamtinvestitionen von 21,5 Mrd. EUR

Es wird geschlussfolgert: "Auf Basis der Annahmen zur Entwicklung wichtiger Absatzmärkte und der Planungen der Geschäftsfelder rechnet der Daimler-Konzern damit, dass der Absatz in diesem Jahr insgesamt weiter deutlich steigen und der Umsatz ebenfalls weiter zunehmen wird. Es wird ein EBIT aus dem laufenden Geschäft in der Größenordnung des Vorjahres angestrebt. Dabei werden Wechselkurse auf dem derzeitigen Niveau unterstellt. Die für die einzelnen Geschäftsfelder angestrebten EBIT-Ziele bestehen in der Regel im Erreichen des Vorjahresniveau (bei Daimler Financial Services leicht darunter).

Im Zeitraum von 2012 bis 2013 will Daimler insgesamt 21,5 Mrd. EUR investieren: 10,9 Mrd. für Forschung und Entwicklung, 10,6 Mrd. für Sachinvestitionen. Das sind 3,2 Mrd. EUR mehr als in den beiden Jahren 2010 und 2011.(2)


Risiko-Bericht zur Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone

Den günstigen Entwicklungsprognosen im Konzernbericht steht gegenüber, dass neue Krisenerscheinungen und ihre Auswirkungen in Rechnung gestellt, in dem ein »Risikobericht« angefügt wird, der festhält, dass die Zielstellungen einer Reihe von Risiken und Unsicherheiten unterworfen werden können. Dazu werden u. a. genannt: "Eine ungünstige Entwicklung der weltwirtschaftlichen Situation, insbesondere ein Rückgang der Nachfrage in unseren wichtigsten Absatzmärkten, eine Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der Eurozone, eine Verschlechterung unserer Refinanzierungsmöglichkeiten an den Kredit- und Finanzmärkten, unabwendbare Ereignisse höherer Gewalt wie beispielsweise Naturkatastrophen, Terrorakte, politische Unruhen, Industrieunfälle und deren Folgewirkungen auf unsere Verkaufs-, Einkaufs-, Produktions- oder Finanzierungsaktivitäten, Veränderungen der Wechselkurse, eine Veränderung des Konsumverhaltens in Richtung kleinerer und weniger gewinnbringender Fahrzeuge oder ein möglicher Akzeptanzverlust unserer Produkte und Dienstleistungen mit der Folge einer Beeinträchtigung bei der Durchsetzung von Preisen und bei der Auslastung von Produktionskapazitäten, Preiserhöhungen bei Kraftstoffen und Rohstoffen."


Fußnoten:

(1) Siehe dazu:
Daimler AG verkauft 7,5 Prozent ihrer Anteile von EADS an KfW Bankengruppe
In: Schattenblick, 11. November 2011

(2) Es wird festgehalten: Die Ergebnisse in diesem Dokument sind vorläufig und wurden weder durch den Aufsichtsrat bereits genehmigt noch vom externen Wirtschaftsprüfer geprüft.


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Quelle:
© 2012 by Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2012